Heute gehts um die Wurst, naja vielleicht besser ums Überleben 😉 Ich werde dir das Fadenkreuz des Lebens und den „Sweet-Spot“ zeigen. Wenn du es checkst, hast du damit DIE Geheimwaffe, um jede brenzlige Situation zu durchschauen und schnell kluge Entscheidungen zu treffen, Hand drauf!!!
An die Arbeit 😉 Wir haben uns ja schon das vegetative Nervensystem angeschaut, welches die „automatischen“ Körperprozesse, wie den Herzschlag, das Schwitzen, die Muskelspannung steuert und unser Überleben sichert.
Unser Überlebenssystem (Stresssystem) wurde in den letzten 500 Mio. Jahren zu unzähligen Updates gezwungen. Ohne Update keine Anpassung und kein Überleben… Es ist also ein super robustes System, unser Selbsterhaltungssystem
Legen wir los, wir laufen durch den Dschungel und was ist denn das????
Du weißt natürlich sofort, dass ist eine blaue Viper-Schlange 😉 Ihr Gift löst deine Blutgefäße auf und zerstört deine Nervenzellen, also nichts wie weg. Die Angst vor solchen Biestern ist uns ja angeboren, oder?? Schau dir da das Video vom Löwen und dem Kleinkind an. Mhh, die Angst vor Raubtieren wird dann wohl doch eher gelernt 🙂 Wie ich dir im Beitrag zum Gehirn gezeigt habe, bilden unsere Netzwerke im Laufe unseres Lebens Glaubenssätze („Concepts“), die wiederum im Erfahrungssimulator unseres Tagträumernetzwerkes („Default-Mode-Network“) ständig bearbeitet werden und uns 20% unserer gesamten Energie kosten. Du denkst bei dem Anblick der Schlange blitzschnell nach. Wenn du schon Erfahrungen mit ihr gesammelt hast, dann besitzt du Glaubenssätze („Predictions“), die dir Entwarnung geben, die blaue Schlange ist nicht giftig, also kein Stress. Oder uns stellen sich die Haare zu Berge, das Herz schlägt bei 180 und wir rennen weg, so schnell wir können… Was passiert da in unserem Körper? Alarm, klingelingeling!!!
Unser Stressystem wird aktiviert und so kommen wir zum „Fadenkreuz des Lebens„. Es besteht aus zwei Achsen, die eine stellt die Erregung („Arousal“) bis zur Ruhe („Rest“) dar und die andere unsere Bewertung der Situation, positiv oder negativ. Wenn mir im Straßenverkehr ein Depp die Straße versperrt, rege ich mich ordentlich auf (ich bin also negativ erregt), bis ich merke, dass der junge Fahrschüler sein Auto abgewürgt hat, dann bekomme ich Mitleid (positiv erregt) und entspanne mich geduldig (positiv ruhig ;)…
Als wir entspannt durch den Regenwald spaziert sind, waren wir wahrscheinlich irgendwo in der Mitte des Fadenkreuzes, nicht gerade eingeschläfert oder extrem erregt und vielleicht ein bisschen positiver gestimmt als negativ. Dann kreuzte die Schlange unseren Weg :/
Das Adrenalin wird im Gehirn und in der Nebenniere ausgeschüttet. Es ist ein Botenstoff (Neurotransmitter) und Körper-Hormon zugleich. Es sorgt für unzählige Reaktionen im Körper, die alle das Ziel haben, uns für den Kampf oder die Flucht vorzubereiten. Die Lungen werden besser belüftet, die Muskeln gut durchblutet, das Herz schlägt rasend schnell, wir fangen an zu schwitzen und und und und (außer Puste, sorry 😉
Das Cortisol hingegen ist nur ein Körper-Hormon und es wird auch nur in der Nebenniere hergestellt (nicht im Gehirn). Es ist ein Energiebereitstellungshormon und wird früh morgens bis mittags in hohen Dosen ausgeschüttet und wenn es abends noch hoch ist, bekommen wir Einschlafprobleme. Tja mit Säbelzahntiger um die Ecke lässt es sich leider nicht so gut nächtigen 😉
Die gute Nachricht, die akute Stressreaktion (auch Sympatikusaktivierung oder „Eustress, also guter Stress genannt) lässt nach ca. 20 Minuten von alleine nach und wir kommen in die Entspannung (Parasympatikusaktivierung, siehe Beitrag über das vegetative Nervensystem). Also abwarten und Tee trinken? Nein, wir können mit dem Fadenkreuz arbeiten und uns dieses Wissen zu nutze machen.
- Die Zeit heilt den Stress bei kleineren Aufregern von alleine (insbesondere im Straßenverkehr sehr wirksam 😉
- Durchatmen, und zwar tief! Klingt billig, ist aber sehr effektiv. Studien haben gezeigt, dass wir mit einfachen Atemtechniken gut und schnell aus einer Panik und dem negativen Erregungszustand wieder heraus kommen.
- Bewegen, bewegen, bewegen: Hinter dem Lenkrad sitzen bleiben ist keine natürliche Reaktion auf einen Stressreiz. Dann lieber den nächsten Baum hoch klettern, das wirkt! Wir kommen in den positiven ruhigeren Zustand oder vielleicht zumindest in die Mitte des Fadenkreuzes zurück!
- Beziehung: Erinnerst du dich noch an unser Körper-Konto und wie Freunde und Familie darauf einzahlen und es belasten können? Such dir ein gutes Ohr, das bewirkt Wunder!
- Selbstverstärkung vermeiden: Kennst du das? Ein Freund hat dich beleidigt und du regst dich so richtig auf. Nach kurzer Zeit verebbt das Grummeln im Bauch, aber deine Gedanken kreisen weiter und du regst dich wieder auf. Wie kann dein Freund es wagen! Auf diese Weise kannst du dein Stresssystem schön auf Trab halten und du verhinderst aktiv durch deine Gedanken, dass Entspannung einkehrt und du in Ruhe über die nächsten Schritte nachdenken kannst…
Die schlechte Nachricht, der chronische Stress (auch schlechter oder Dis-Stress) ist dein Lebenszeitkiller und Wohlgefühlkidnapper 🙁 Diesen Job übernimmt das Cortisol. Eine ständige Ausschüttung führt zu Schlafstörungen, einem erhöhten Blutzuckerspiegel (es ist ja ein Energiebereitsteller) mit Diabetesrisiko, es „unterdrückt“ das Immunsystem und führt zu Bluthochdruck, Übergewicht, Herzinfarkt und sexueller Dysfunktion. Oje, oje, oje…
Wie entkommen wir denn diesem Dis-Stress-Biest. Das ist etwas komplizierter, jedoch nur für Erwachsene. Hä? Ja, hier können wir viel von Kindern lernen. Jetzt kommen die guten Hausmütterchen-Tipps (endlich darf ich mich doch austoben;).
- Verdrängung ist keine gute Langzeitstrategie: Alles was wir unter den Teppich kehren, kann uns über die Zeit ganz schön auf die Füße fallen. Kläre also deine Angelegenheiten, umgehend.
- Klarheit: Ordne dein Leben, verstärke deine Stromquellen und beseitige Stromfresser. Es gibt Dinge, Handlungen und Beziehungen die dir gut tun und dir Energie geben und leider gibt es auch das Gegenteil…
- Traumata sind lebenszeitverkürzend, aber nur, wenn sie nicht verarbeitet wurden. Sollte dich dieses Gebiet interessieren, so lese dringend das Buch „Trauma“ von Paul Conti, ein Meisterwerk!!!
- Arbeitszeit = Lebenszeit: Sehe zu, dass du dich mit wohlgesonnenen Menschen umgibst und dass du beruflich deine „Berufung“ findest und du langfristig nicht irgendeinem Job nachgehst. Natürlich sind Lehrjahre keine Herrenjahre. Es gibt hier drei Arten einen eher unbeliebten Job zumindest vorübergehend zu überleben: Erstens brauchst du eine Perspektive, zweitens brauchst du während der Arbeit Gleichgesinnte (Buddys) und drittens musst du in deiner Aufgabe einen Sinn finden, und wenn es nur ein kleiner ist 😉
Darf ich dich zum Schluss mit noch ein klein wenig Hard-Core Neurobiologie nerven? Wir wollen das erarbeitete in Stein meißeln und schon mal für die nächsten Beiträge Vorarbeit leisten 😉
Dopamin und Adrenalin sind wie Cousins, sie sind sich in ihrer Struktur sehr ähnlich. Beide sorgen für eine Aktivierung und einen Erregungszustand. Wenn Adrenalin alleine vorbei schaut, neigen wir eher zu Beklemmungsgefühlen, was wir eher als negativ bewerten. Da ist der Cousin Dopamin deutlich charmanter, er entfacht ein Jagdfieber, dass uns manchmal alles um uns herum vergessen lässt. Dopamin ist meistens mit positiven Gefühlen verbunden. Die Gegenspieler sind das Rückzugs-Komfort-System, welches mit dem wohl bekannten Serotonin als Botenstoff seine Wirkung entfaltet (dazu gibt es einen eigenen Beitrag) und das Isolationssystem, die sogenannten Tachykinine, worunter die Substanz P noch der prominenteste Vertreter ist, der mit der Schmerzverarbeitung zu tun hat (Achtung: sehr stark vereinfacht und etwas zurecht gebogen).
Noch zwei Sätze zum Thema Sweet Spot. Wir können bei einem bestimmten Grad an Erregung und positiver Energie unglaubliches vollbringen…
Wenn du etwas in deinem Leben erreichen willst, dann ist der Sweet-Spot dein „Place to be“. Lasse dich von der Angst nicht abschrecken aber bleib achtsam mit dir selbst, dann wirst du Großes erreichen, nur Geduld 😉
So jetzt habe ich dich wieder einmal heraus gefordert und ich hoffe, dass du von nun an mit dem Fadenkreuz des Lebens und dem Sweet Spot viele starke Erfahrungen sammeln kannst 🙂
Dein Felix
Siehe auch:
Buch Biologie der Angst von Gerald Hüther