Heute geht`s ans Herz! Also an das Herzstück unserer Existenz, unseren innigsten Be-ziehung, die uns im Leben „umher ziehen“ lassen. Schnulziger wirds nur vielleicht, vesprochen 😉
Oxytocin, eines der Glückshormone, wird durch angenehmen Hautkontakt ausgeschüttet und zwar von der „Hirnanhangsdrüse“. Ja unser Gehirn hat eine Drüse und die sieht wie angehängt aus und nennt sich auf schlau Hypophyse. Das Oxytocin wird also von der Anhangsdrüse ins Blut ausgespuckt, aber nur bei intensivem Kontakt, wenn der Säugling an der Brust saugt oder liebevoll gekuschelt wird. Oxytocin sorgt für Entspannung, ist also das „Valium der Liebe“ (Upps, schon wieder Schnulz;)… Mal im ernst, es verbessert die Wundheilung, wirkt schmerzstillend, senkt den Blutdruck und löst bei Schwangeren die Wehen aus. Der Oxytocinsturm der Geburt bleibt Eltern lebenslang im Gedächtnis 🙂
Die Grundbedürfnisse des Säuglings sind es, satt und warm zu sein? Erschreckende Experimente im letzten Jahrtausend haben gezeigt, dass es noch ein drittes Grundbedürfnis gibt, ohne die wir das erste Lebensjahr nicht überstanden hätten: Die Bindung an unsere Bezugspersonen!!
Oxytocin-Nasensprays sollten an jedem Straßenkiosk zu kaufen sein, wenn wir uns diese Studien mal reinziehen. Probanden wurde ein Nasenspray verabreicht und sie wussten nicht, ob es Wasser oder Oxytocin enthält, so etwas nennt sich Verblindung 🙂 Die Probanden durften Kreditgeber spielen, die Gruppe mit dem Oxytocin im Nasenspray war bei den Verhandlungen großzügiger und vertrauensvoller. Also, beim nächsten Banktermin das Nasenspray nicht vergessen 😉 Was geht noch mit dem Spray? Wir können in den Gesichtern anderer besser ihren Gemütszustand ablesen, es macht also empathischer, es nimmt uns ein wenig die Angst und Oxytocin kitzelt beim Anblick der Allerliebsten Dopamin hervor, was die Paarbeziehung und ev. sogar das „monogame“ Verhalten der Partner verstärken könnte. Es scheint sogar in Partnerschaft lebende Männer zu verleiten, mehr Abstand von attraktiven Frauen zu halten, als es Singles tun. Oxytocin scheint einen sozialen Eindruck zu hinterlassen. Holländische Studenten waren in Gruppenspielen unter „Oxytocin-Doping“ gegenüber ausländischen Studenten misstrauischer, als gegenüber ihren Landsleuten, sodass gemutmaßt wurde, dass es Vorurteile und Fremdenangst schüre.
***Achtung, Achtung, Meinungs-Alarm*** Wenn du mich fragst, ich bin da skeptisch! Wie geht es dir dabei? So viele Wirkungen auf ein Hormon herunter zu brechen klingt irgendwie fantasiert. Wir müssen uns vor Augen halten, dass die in den Studien getesteten Situationen extra dafür geplant wurden, dass ein möglicher „kleiner“ Effekt in einer groß klingenden Veröffentlichung mündet. Aber trotzdem finde ich es spannend und erwähnenswert, bis zu einem gewissen Grad halte ich die Wirkung von Oxytocin für nachvollziehbar.
In unserem Fadenkreuz des Lebens (siehe Beitrag über das Stresssystem) sorgt das Oxytocin für ein positives Gefühl und für Entspannung.
Teilen wir die 4 Bereiche des Fadenkreuzes noch einmal auf, dann führt uns das Oxytocin durch Körperkontakt und Berührung in den angenehmen und entspannten Bereich des Lebens:)
Hier ein kleiner Ausblick auf den „Mind“-Bereich, in dem wir das Fadenkreuz des Lebens weiter verzieren werden. Diese 4 Handlungsmöglichkeiten sollten wir auf dem Schirm haben, wenn wir vor einer Entscheidung stehen. Welche „Himmelsrichtung“ wollen wir in unserem Leben kultivieren?
„You’re the average of the five People you spend the most time with„
„Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst“
(Jim Rohn)
Was können wir denn nun selbst tun, um unseren Beziehungs-Haushalt zu optimieren?
- Oxytocin-Nasenspray sollte schön im Labor bleiben! Das Reinziehen über die Nase führt zu einem Gewöhnungseffekt, sodass unser körpereigenes Oxytocin nicht mehr so gut wirken kann!
- Was ist denn deine Berührungsbiographie? Wie wurdest du als Kind angefasst, gestreichelt, gekrabbelt? Was hat dir davon besonders gut getan? Ich durfte mir immer vor dem Einschlafen aussuchen, ob ich Beine, Arme oder Rücken gekrabbelt bekomme, es gab dann meistens zwei davon =) Das liebe ich heute noch und ich erwische mich in stressigen Momenten (wie jetzt gerade, wo mir keine Tipps mehr einzufallen drohen), wie ich mich selbst krabbel. Das dürfen wir auch gerne bewusst tun!
- Bringe deine Beziehungen in Ordnung! Ich weiß, dass ich mich schon in so kurzer Zeit zum x-ten Mal wiederhole, aber es ist eben soooooooooo wichtig! Suche dir Freunde, die dir gut tun und nicht auf deine Kosten leben, DU bezahlst den Preis dafür!
- Bewahre deine Liebesbeziehung wie einen kostbaren Schatz. Lass dir Zeit bei deiner Partnersuche. Kümmere dich um deinen Partner, schenke ihm Zeit und kläre kleine Missverständnisse möglichst am gleichen Tag, bleib dabei bei dir – hier empfehle ich dir die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg.
- Gründe eine Familie, wenn dir danach ist und schreib dir auf die Stirn, dass die gemeinsamen Stunden mit deinen Kindern gezählt sind (auch wenn sich das erstmal nicht so anfühlt). Mit 18 Jahren haben deine Kinder 98% ihrer gemeinsamen Zeit mit dir verbracht!
- Suche dir Kuschel- und Raufpartner: Partner & Kinder eignen sich hierfür perfekt, oft wollen sie regelmäßig einmal durchgekitzelt werden.
- Selbstbefriedigung und Pornos sind eine Sackgasse! Der Oxytocinsturm beim Sex hat einen evolutionären Grund, er stärkt unsere Bindung zu unserem Partner. Wenn wir uns ständig selbst befriedigen, binden wir uns an unrealistische Pornos und das Oxytocin verhilft der Pornoindustrie zu einem enormen Umsatz. Und wie fühlen wir uns danach, leer und schlapp? Mit dem Masturbieren verfehlen wir eben den Zweck des Ganzen :/ Die zusätzliche Dopaminausschüttung führt zu einem Hormon-Cocktail, der auch süchtig machen kann, also vorsicht!
- Entscheide schnell, wen du aus deinem Leben entfernst! Klingt hart, ist aber wichtig! Du steigst z.B. niemals abends alleine zu einem Mann in den Aufzug, wenn sich beim Öffnen der Tür dein Magen zusammen zieht (mit einem Knopfdruck kann dir niemand mehr helfen). Du schaust auf die Uhr und tust so, als ob du etwas vergessen hättest und entfernst dich schleunigst vom ev. zukünftigen Tatort!
- Sei respektvoll und zurückhaltend bei der Berührung von Fremden: Kannst du dich noch erinnern, als du ein kleiner Knopf warst und dir jemand über den Kopf gestreichelt hat oder deine Haare angefasst hat? Einfach eklig. Sei behutsam und respektiere die Privatsphäre anderer! Als Arzt frage ich um Erlaubnis des Kindes, bevor ich es untersuche, sonst ernte ich böse Blicke und das zurecht!!!
- Lass dir Zeit, deine besten Freunde zu finden und sobald du sie heraus gesiebt hast, behandele sie wie Diamanten. Sie machen den Unterschied, sie sind für dich da und helfen dir, selbst wenn du selbst nicht mehr weiter weißt. Beste Freunde stehen auf eigenen Beinen, denken selbstständig und hören dir auch dann noch zu, wenn du deine eigenen Gedanken kaum aussprechen magst!
Zum Schluss, ein Hoch auf das Kuscheln, Rangeln & Raufen. Seid ihr gerade im negativen erregt, kann es euch wirklich helfen gemeinsam zu entspannen (nach einer Raufeinlage natürlich 😉
Mein Fazit:
Oxytocin ist ein tolles inniges Beziehungshormon, dass vielleicht die letzten Jahre zu sehr gehypt wurde. Gute Beziehungen sind dafür das A und O und damit war es das auch schon!
Bleib achtsam, bleib connected und bodenständig 😉
Dein Felix