Über Streit, Konflikte & das Win-Win

Jetzt mache ich dich mal so richtig wütend! *Böser Blick* Du bist ein Vollidiot und so was von ein Depp! Wie kannst du nur diesen Beitrag lesen, bist du etwa vollkommen durchgeknallt???? Hakt es noch bei dir oder was? *Auf den Tisch hau* Mach jetzt endlich mal was vernünftiges und sitze hier nicht ständig nur blöd rum!!! *Ende* Puh, hat es funktioniert, bist du ein wenig in Wallung gekommen? Dann sind wir ja schon beim Thema 😉

Streiten tut gut, Reibung erzeugt Wärme! Hast du solche Sätze auch schon mal gehört? Aber wieviel Streiten tut denn gut und wieviel Reibung vertragen wir denn? Wenn ich vom Rad falle und mein Kinn am Asphalt „reibt“, erzeugt das auch Wärme, aber es tut höllisch weh…

Wieso streiten wir überhaupt? Wir geraten dann in Wallungen, wenn jemand unsere „Grenzen“ übertritt, sich uns respektlos gegenüber verhält oder unsere Grundbedürnisse nicht gestillt sind (siehe Beitrag).

Wenn ich dir mit meinen provokanten Aussagen auf den Schlips getreten bin, dann steigt gerade dein „Stresslevel“ und du regst dich richtig auf (siehe Beitrag zum Stress). Das ist eine gesunde Reaktion, schließlich hat innerhalb deiner „Grenzen“ niemand unerlaubt etwas zu suchen. Aus der Evolution heraus gesprochen, hat das Aufregen einen Sinn, wenn es deine „Balance“ wieder herstellt und dein „Körper-Konto“ wieder schuldenfrei wird.

Woher weiß ich denn, ob es sich lohnt zu streiten? Jeder Streit belastet unser „Körper-Budget“. Ist es uns das wert? Worüber soll ich mich denn überhaupt streiten?

Hier hilft ein Spruch der Stoiker: „Gehe das an, was du ändern kannst, alles andere versuche zu ignorieren“. Ok, dann ist doch Fußball ein super Beispiel, über das wir streiten können. Oder lassen wir es lieber bleiben, denn wir werden NICHTS daran ändern, dass der SC Freiburg die WELTBESTE Fußballmanschaft aller Zeiten ist!!!! Gut, das hätten wir geklärt 😉

Siehst du den Unterschied zwischen den beiden oberen Grafiken? Scroll nochmal hoch, dann erkennst du den Abstand! Wenn dir jemand zu nah kommt oder dich persönlich „verletzt“ und damit deine Grenzen überschreitet, MUSST du dich mit ihm AUSEINANDER-SETZEN, sonst zerlegt er dich. Geht es um „Randthemen“, wie die Unterhase von Nils Petersen, dann gehe es entspannt an 😉

Was ist denn aber, wenn einer der Streithähne total „übertrieben“ reagiert und scheinbar mit ganz vielen „Komplexen“ im Gepäck unterwegs ist? Ok, kleines Beispiel. Du bist jetzt mal kurz ein FC Bayern Fan und erzählst mir, dass der SC Freiburg eine „Tröten-Mannschaft“ sei und dass ihr uns sowieso alle Spieler weg kauft, Geld regiere schließlich die Welt… Jetzt kann ich sportlich reagieren und dir erklären, dass dieses Gesetz beim SC Freiburg nicht gilt, dass wir eine eingeschworene Gemeinschaft sind und keine geldgeilen Fußball-Mimosen 😉 Was wäre aber, wenn ich wie eine beleidigte Leberwurst reagiere, mich persönlich angegriffen fühle und mich im Nachhinein für mein übertriebenes Verhalten schäme??

Schauen wir uns dafür die Grundbedürnisse noch einmal an (An diesem Satz verstehst du vielleicht, warum ich einmal Lehrer werden wollte ;)).

Das erste Grundbedürfnis und das Thema Bindung:

In unser Gespräch bringe ich meine „alten“ Themen mit. Vielleicht ist mein Grundbedürnfis nach „Bindung“ in meiner Vergangenheit nicht gestillt worden und ich fühle mich von dir abgelehnt, weil die „Verlassenheit“ ein Thema von mir ist. Oder ich spüre ein Misstrauen von dir, das aber eher mit meiner Vergangenheit als mit dem FC Bayern zu tun hat. Schaue dir dazu meinen Beitrag zu den Schemata und Autopiloten mal an.

Deine Umgangsmöglichkeiten in Gesprächen mit dem Thema Bindung:

  • Bist du selbst betroffen? Dann arbeite an deinen Gefühlen, insbesondere an der Scham, hinterfrage dich, ob deine Gedanken gerade „angemessen“ sind oder eine „alte Geschichte“ gerade hoch kommt, die gar nichts mit deinem Gegenüber zu tun hat. Schreibe Tagebuch und suche dir einen guten Zuhörer und Gesprächspartner. Hier geht es um tief sitzende „Glaubenssätze“, bleib geduldig und freundlich mit dir 🙂
  • Dein Gesprächspartner scheint betroffen? Sei nicht arrogant, auch wenn dein Gegenüber die beleidigte Leberwurst spielt. Jeder hat seine Themen. Nehme wahr, dass die Person sich gerade nicht ernst genommen fühlt und schenke ihr Mitgefühl. Die Person kann entweder sehr harmoniebedürftig oder eher gefühlskühl und ablehnend sein. Inhaltlich wirst du in diesem Zustand wahrscheinlich nicht weiter kommen. Versuche dich in ihre Schuhe zu versetzen und drehe nicht weiter an der Eskalations-Schraube.

Kommen wir zum zweiten Grundbedürnis und dem Thema Grenzen:

Bleiben wir bei unserem Fußball-Beispiel und meine Überzeugung vom weltbesten SC Freiburg. Es gibt zwei Möglichkeiten einer übertriebenen Reaktion darauf. Erstens, kannst du überzogen Selbstsicher und hochnäsig auftreten. Du bist egozentrisch und lässt gar keine andere als deine grandiose Meinung zu Wort kommen. Dann hast du wahrscheinlich in deiner Vergangenheit zu wenige Grenzen besetzt bekommen. Ich hab in deinen Augen ja sowieso keine Ahnung. Also, ein typischer Bayern-Fan 😉 Zweitens, wenn du in deiner Vergangenheit zu viele Grenzen erdulden musstest, dann bist du vielleicht „gehemmt“, du traust dich nicht, mir zu widersprechen, deine Überzeugung vom FC Bayern kommt schnell ins wanken und du wirst auch ganz schnell ein vorübergehender SC Freiburg Fan, um mir zu gefallen.

Deine Umgangsmöglichkeiten in Gesprächen mit dem Thema Grenzen:

  • Du bist betroffen und hast zu wenige Grenzen in deiner Kindheit erfahren? Wow, gut, dass du es merkst, glückwunsch! Jetzt ist die „Selbstreflektion“ dein Wundermittel. Hinterfrage deine Überzeugungen und schaue dir die Welt in allen Farben an (nicht nur in Blau-Rot des FCB ;). Frage die anderen Menschen nach ihren Meinungen und lerne sie zu respektieren. Wenn dir wahrhaftige Beziehungen wichtig sind, dann arbeite an dir, sonst bist du Umgeben von Chefs, Untertanen oder Angestellten. Das stelle ich mir wenig bereichernd und nicht lustig vor…
  • Du bist betroffen und hast zu viele Grenzen in deiner Kindheit erfahren? Vielleicht stammst du aus einem religiösen Elternhaus oder deine Eltern waren sehr dominant und haben dir alles vorgeschrieben? Dann suche dir zu allererst eine Beschäftigung NUR für dich, die dein Selbstwertgefühl stärkt und lass dir bei diesem Thema nur von „echten“ Experten etwas sagen. Hüte dieses Hobby wie einen Schatz und erzähle nur deinen engsten Vertrauten davon. Du wirst schnell bemerken, dass die herabwürdigenden Kommentare der Angeber gaaanz viel heiße Luft sind. Mit Geduld kannst du diese Erfahrung auf dein gesamtes Leben ausweiten.
  • Dein Gesprächspartner scheint zu wenige Grenzen zu kennen? Dann weißt du, was zu tun ist! Grenze dich ab, mach dich rar und beende lieber früher als später das Gespräch. Du bist vielleicht nur der Spiegel für die Selbstbeweihräucherung des Anderen. Das Gespräch kann vor Einseitigkeit strotzen und Monologe bekommst du ja schon in diesem Blog genug um die Ohren 😉 Nimm es nicht persönlich, aber sehe diese Menschen als „Lehrmeister“ für deine Abgrenzung. Erzähle ihnen keine Details über dein Leben, wahrscheinlich hören sie dir sowieso nicht gut zu, sie sind ja gerade mit ihren tollen Überzeugungen beschäftigt. Lass dich auch von Überzeugungs-Aposteln und Besserwissern nicht aus der Ruhe bringen, auch sie müssen deine Grenzen respektieren.
  • Dein Gesprächspartner scheint vor lauter Grenzen und Leitplanken nicht mehr weiter zu wissen? Sei verständnisvoll und geduldig mit diesen Menschen. Die Grenzerfahrung aus ihrer Vergangenheit sitzt manchmal sehr tief. Sei ein Beispiel für sie und zeige ihnen behutsam, welche Grenzen sich vielleicht doch lohnen, zu überwinden und welche Grenzen du als gerechtfertigt ansiehst. Nehm sie an die Hand und zeige ihnen behutsam die Welt und die schönen Blumenwiesen außerhalb ihrer Grenzen, aber tue dies nur in Gebieten, die du zu 120% kennst. Hier darf nichts schief gehen, sonst ist das Vertrauen hin! Diese Menschen sind oft sehr harmoniebedürftig und unsicher, sei kein Raudi und respektiere ihre Grenzen. Mit Geduld können sie in ungeahnte Höhe über sich hinaus wachsen, ohne dabei ihre Wurzeln zu verleugnen 🙂

Kommen wir zum dritten Grundbedürfnis und dem Thema der „Selbstwirksamkeit“:

Der Fußball ist ein Spiel und ich sehe darin gerne ein „Spiel fürs Leben“. Wenn unser Grundbedürfnis der Selbstwirksamkeit in unserer Vergangenheit gestillt wurde, dann geschah dies ganz nebenbei durch Freude, Spaß und das gemeinsame Spielen. Wir lernen uns selbst und unsere Mitmenschen spielerisch kennen, wir entdecken als freudige Forscher NEU-gierig und locker die Welt. Kinder sind wahre Meister des Spielens und unsere Lehr-Meister, falls wir es verlernt haben sollten. Der Spieldrang ist so tief in uns verankert, dass unsere Eltern uns NUR spielen lassen müssen, natürlich auch gemeinsam. Wenn wir in unserer kindlichen Freude gehemmt werden, können Dauer-Nörgler, Besserwisser und Spielverderber daraus entstehen. Dies geschieht zum einen durch dauernde Verbote, tue dies nicht und tue das nicht. Hier sind Regeln gemeint, die für die Kinder nicht nachvollziehbar sind und die sich ständig ändern können. Leitplanken, die einen Weg versperren und für die Kinder nicht nachvollziehbare Umwege erfordern. Weiterhin geschieht es, wenn Kinder zu früh in die Erwachsenenrolle gesteckt werden, ihnen der Ernst des Lebens als Kinder aufgebürdet wird und sie wegen der aktuellen Krisen der Welt leider nicht frei spielen dürfen oder sie als „billige“ Haushaltshilfe bzw. Babysitter für ihre Geschwister her halten müssen. Sie bekommen durch ihre Eltern häufig „wichtigere“ Aufträge mitgegeben, wie z.B. die Welt zu retten oder den Haushalt zu machen. *Achtung, Meinungsalarm* Das ist ungesund und hindert die Kinder an einer soliden Entwicklung ihrer Selbstwirksamkeit. Kinder müssen spielerisch die Welt erfahren und als junge Erwachsene haben sie noch genug Zeit, die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Überfordern wir unsere Kinder nicht, dass ist wie zu viel Dünger für eine Pflanze: Sie schießt viel zu schnell hoch und knickt dann als jugendliche oder erwachsene Pflanze ein, wegen mangelnder Substanz :/

Deine Umgangsmöglichkeiten in Gesprächen mit dem Thema Selbstwirksamkeit:

  • Du bist betroffen? Dann schnall dir die Inliner an und los geht`s! Für eine glückliche Kindheit ist es nie zu spät 😉 Wenn du schon erwachsen bist, dann achte darauf, dass dein Umfeld nicht darunter leidet und du niemanden im Stich lässt. Also, gib Gummi 😉
  • Dein Gesprächspartner scheint betroffen? Hier besteht akuter Spaßbremsen-Alarm. Es ist erstaunlich, wie schnell manche Menschen die Stimmung auf 0 bringen können und wie das bei dir nachwirken kann. Lass dich davon nicht runter ziehen. Fußball ist es wert, sich damit zu beschäftigen und du bist ja nicht die FIFA 😉 Hier ist der Humor dein Rettungs-Anker und sehe zu, dass du mit diesen Menschen nicht zu viel Zeit verbringst, sie können sich als wahre Energie-Vampire entpuppen.

Okidoki! Jetzt haben wir uns die unterschiedlichen Grundbedürfnisse angeschaut und, was bei UNS und unserem Gesprächspartner so alles los sein kann. WICHTIG: Wir können nur an uns arbeiten und jeder ist für sich selbst verantwortlich, schreib dir das hinter die Ohren 😉

Kommen wir also zu echten Konflikten und ihrer Eskalation in unserem Umfeld, wagen wir uns in einen Heißluftballon und betrachten den Konflikt aus der Vogelperspektive:

Zu Beginn einer Eskalation steht die Verhärtung. Wir haben unsere Meinung gebildet und das Gegenüber ist der Schuldige. Die Sprache verändert sich und die Debatte löst das klärende Gespräch ab. Nun folgen Pisakerein und kleine Gemeinheiten nach dem Motto „Taten statt Worte„. Das ist der letzte Moment, in dem eine Klärung möglich ist, im Sinne beider Konfliktparteien, also eine Win-Win-Situation daraus entsteht. Kommt es nicht zur Klärung, geht es dem Abgrund entgegen, Koalitionsbildungen, Gesichtsverlust u.s.w. führen zu einer „kriegsähnlichen“ Situation, in der alle Beteiligten am Ende NUR verlieren können. *Alter-Opi-Alarm* Glaube mir, ich habe so viele Win-Lose und Lose-Lose-Situationen in der Akutpsychiatrie mit erlebt. Diesen Abgrund willst du nicht erleben, geschweige denn, daran zu Grunde gehen!!!!

Was können wir demnach in Konflikten tun? Werde zum Sherlock-Holmes deiner Gefühle und erkenne, wenn sich dein Herz zusammen schnürt oder du beginnst eine „Mauer“ darum zu bauen. Du wirst kühl, fies, selbstgefällig und interessierst dich nicht mehr für den Anderen. Jetzt musst du in die Klärung übergehen, um nicht noch mehr Zeit und Energie zu verschwenden (s.o.). Dieses Gefühl ist dein „Öl-Lämpchen“ im Cockpit, nimm es ernst, BEVOR der Motor überhitzt. Hier ist der Streit wirklich sinnvoll, wenn beide Parteien die Möglichkeit haben, ihre Sicht der Dinge zu schildern und beide versuchen, die Welt aus den Augen des Anderen zu sehen. Dafür sind Schlichter hilfreich, die eine gute „emotionale und soziale Kompetenz“ besitzen und eingreifen können. Weiter dürfen es alle Beteiligten einfach nicht kommen lassen, das überlassen wir lieber Hollywood! Glaube es mir!

Jetzt ist aber ein Konflikt entstanden und du stehst vor einer wütenden Person? Also sprechen wir über die De-Eskalation, die so viele Zähne retten und vor blauen Augen schützen kann, wenn du sie beherrschst. Dafür benötigen wir wieder unser „Fadenkreuz des Lebens“, erinnerst du dich? Falls nciht, schau dir den Beitrag über die Emotionen an.

Dir steht eine Person gegenüber, die aufgebracht und auf 180 ist. Im Fadenkreuz ist diese Person also oben links, im negativ-erregtem Zustand:

*Achtung, Fäkal-Sprach-Alarm* Sonst zieht dieses Beispiel nicht, sorry dafür im Voraus 😉

Wie du es NICHT angehen darfst!!! Ok, stell dir vor, ich bäume mich vor dir auf und erkläre dir, dass dein „Scheiß FC Bayern meinen Lieblingsspieler vom SC Freiburg sich unter den Nagel gerissen hat und dass du dich erstmal verpissen sollst, sonst bekommst du aufs Maul, du scheiß Bonzen-Schwein.“ Oje denkst du, schon wieder so ein Hooligan. Du denkst leck mich doch am Arsch und sagst mir in ruhigem und entspanntem Ton: „Pass mal auf Freundchen, dein Provinzverein hat diesen Spieler doch sowieso nicht verdient!“ Und schon hast du eins auf die Fresse bekommen…. Was ist passiert? Schauen wir durch das Fadenkreuz, dann wissen wir es.

Der SC-Freiburg Fan ist negativ erregt und der FC-Bayern Fan in unserem Beispiel „neutral“ eingestellt. Er ist entspannt und will nach dem gewonnenen Spiel einfach nur nach Hause.

Meine Beleidung als SC-Fan hat dich als Bayern-Fan nicht berührt und daher hast du in „sachlichem“ Ton einfach entspannt gekontert. Das hat bei mir wiederrum bewirkt, dass ich mich nicht ernst genommen gefühlt und ich dich als „respektloses Arschloch“ gesehen habe. Ich bin dadurch noch negativ-erregter geworden, habe die Kontrolle verloren und bin, wie ein „explodierender Vulkan“ auf dich los gegangen :/

So schnell kanns gehen, in 3 Schritten zur blutigen Nase!!!

Wie können wir denn erfolgreich Konflikte lösen? Und schon sind wir bei der De-Eskalation. Der Grundsatz ist: „Nutze die Macht der Sprache um körperliche Gewalt zu vermeiden“ Hier ist die Körpersprache genau so gemeint, wie die gesprochene Sprache! Gut. Wollen wir das Beispiel von gerade noch einmal wiederholen?

Ok, ich bin wieder der SC-Fan und fange an dich zu beschimpfen. Was kannst du als FCB-Fan nun tun????

  1. Grundregel Nr. 1 – Sicherheit: Achte auf deine Sicherheit und positioniere dich so, dass du schnell abhauen kannst, wenn du kannst, dann zieh Leine! Du kommst im Gedrängel nicht so schnell weg? Ok, dann achte auf Abstand und wahre mindesten einen Meter zu deinem Gegenüber, wenn er auf dich zu läuft, dann gehst du zurück. Halte die Hände vor den Körper und mache damit schützende Gesten mit „offenen Händen“. Zeige ihm, dass du nichts zu verbergen hast, sei jedoch gefasst, falls seine Hand ausrutscht…
  2. Grundregel Nr. 2 – Pacing: Gehe in Kontakt mit deinem Gegenüber und auf sein Energie-Level („Pacing„). Wenn er steht, dann stellst du dich auch hin, ist er aufgeregt, dann siehe zu, dass du auch in Schwung kommst. Frage, „Was los ist?“ und versuche dich nicht auf die „negative“ Seite ziehen zu lassen. Zeige deinem Gegenüber, dass du ihn ernst nimmst, höre ihm zu und nutze deine Körpersprache dabei.
  3. Grundregel Nr. 3 – Lösungsfindung: Versuche mit Rückfragen deinen Gegenüber zu verstehen und suche nach einer akuten Lösung für ihn. Das dein FCB den Lieblingsspieler von „meinem Verein“ gekauft hat, tut dir in dem Moment leid, du spürst ja den schmerzhaften Verlust bei mir und das zeigst du mir. Sag mir, dass du den SC Freiburg super findest und wenn es nach dir ginge, der FCB nur im Ausland seine Spieler holen solle und versuche Mitgefühl auf zu bringen. Du kannst die Situation nicht lösen und den Spieler zurück geben. Sage mir das, so albern es für dich klingen mag. Versuche den Erregungszustand zu reduzieren, sodass ihr euch beide Entspannen könnt und vielleicht findet ihr ja eine kleine gemeinsame Lösung.

Hier noch mal eine kleine Zusammenfassung der Grundregeln der Streit-Schlichtung:

Woran erkenne ich, wenn es gefährlich wird? Ist der Blick deines Gegenüberssehr starr auf dich gerichtet, vielleicht die Augenbrauen zusammen und hoch gezogen? Du spürst es instinktiv, wenn Gefahr im Verzug ist, deine Nackenhaare stellen sich auf, du bekommst einen Tunnelblick und manchmal bleibt die Zeit kurz stehen…. Atme tief durch, du brauchst einen klaren Kopf. Wichtig: Schau dir das Youtube-Video von „Behavioral-Arts“ an, dann erkennst du brenzlige Situationen.

Ideen für den Umgang mit gefährlichen Situationen:

  • Renne so schnell du kannst und hole dir Hilfe, hier sind keine falschen Helden sondern kluge Köpfe gefragt
  • Falls du trotzdem nicht weg kommst, unterbreche den Blickkontakt mit deinen Händen und „schrei“ zurück: „Stopp, Stopp, Stopp“ oder „Halt, Halt, Halt, Halt“. Trau dich, das schafft auch Aufmerksamkeit, es steht einiges auf dem Spiel…
  • Wenn du den Namen der Person kennst, dann rufe ihn in voller Lautstärke, vielleicht bekommst du die Person damit aus ihrem „Tunnel“ heraus
  • Wir hoffen, dass wir nie in eine solche Situation geraten…

Mein Fazit:

Streit gehört zu unserem Leben dazu. Wir müssen uns darin schulen, unsere „Päckchen“ (Schemata) in den Gesprächen zu kennen, um uns nicht zum Affen zu machen. Wir sollten unseren Gesprächspartnern wohlwollend mit einem „offenen“ Herzen begegnen und unsere Grenzen kennen, dann können Konflikte wie reinigende Gewitter helfen, die Luft wieder sauber zu bekommen. Nur wenn das Streiten zum Selbstzweck wird und die Konflikte mit anderen zum Alltag werden, dann sollten wir uns professionelle Hilfe suchen und an uns und unseren Beziehungen arbeiten.

Ich wünsche dir in diesem Sinne ein erfülltes Leben 🙂

Dein Felix

Siehe auch:
Bücher:

„Schwierige Menschen am Arbeitsplatz“ von Schüler-Lubienetzki

„Raus aus Schema F“ von Gitta Jacob

Weiteres:

Mood-Meter-App

Huberman-Lab über Emotionen

Youtube-Video von Behavioral Arts zur Erkennung von Aggression in der Körpersprache

P.s. Lieber Michael, dieser Beitrag ist dir und deiner unglaublich authentischen Art gewidmet. Mit dir kann man Pferde stehlen und vorzüglich streiten 😉

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