Ich bin ausgequetscht, wie eine Zitrone. Ich habe heute so viel bei der Arbeit geredet, dass mein Wörter-Konto aufgebraucht ist. Die Couch ruft, Binge-Watching ist angesagt. Aber halt, da ist doch dieser Blog und ich will doch junge Menschen schlau machen und nicht beim Bingen verblöden. So ein Mist. Gut, jetzt kriegst du den Salat, einen genervten Felix. Ich hab dich vorgewarnt und wehe es gibt böse Kommentare, dann komm ich durch den Bildschirm und zeig dir mein Eskalations-Potential. Schon gut, ich fahr ja wieder runter. Aber kennst du das auch? Ist das schon ein Burn-Out oder bin ich etwa schon depressiv? Gute Frage…
Burn-Out ist das Syndrom des „ausgebrannt“ seins. Kurz und knapp besteht es aus drei Teilen:
- Gefühl der Erschöpfung: Wir fühlen uns überfordert, ständig unter Strom, leiden gelegentlich unter Versagensängsten und können uns auch in der Freizeit kaum entspannen.
- Distanzierung & Zynismus: Wir fühlen eine innere Leere und eine Sinnlosigkeit unseres Tuns, die uns frustriert. Wir werden zynisch und abweisend und zeigen gelegentlich Schuldgefühle..
- Verringertes Leistungsvermögen: Wir zweifeln an unseren Fähigkeiten, sind weniger kreativ, können uns schlechter Konzentrieren und sind weniger leistungsfähig.
Auch körperlich kann so einiges los sein: Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Muskelverspannungen, Zähneknirschen, Atembeschwerden, Herzrasen, Magen-/Darmbeschwerden, Schlafstörungen, Zyklusstörungen bei Frauen.
Das sind weiche Kriterien und wenn wir es zu genau nehmen, leiden wir alle irgendwie und irgendwann am Burn-Out. Dennoch sollten wir hellhörig werden, wenn wir uns dauerhaft erschöpft fühlen, uns eine Gleichgültigkeit überfällt und wir nicht mehr aus dem Quark kommen. Die freche WHO hat das Burn-Out-Syndrom aber noch nicht als Krankheit anerkannt, sondern als Auslöser für Erkrankungen wie eine „Depression“. Aber wer fragt schon die WHO? 😉
Wie ensteht ein Burn-Out? Laut dem neuesten Diagnosebuch (ICD-11) ist das Burn-Out durch „Stress am Arbeitsplatz“ entstanden, „der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“. Lisa Feldmann Barrett, eine berühmte Emotionsforscherin hat da eine kluge Theorie: Die Hauptaufgabe unseres Gehirnes ist das Überleben des Organismus und das gelingt durch die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtes („Allostase“). Wir haben ein „Körperkonto“ und können es entweder aufladen oder es belasten. So weit, so verständlich. Wenn wir jedoch in der Schule oder bei der Arbeit dauerhaft unter Strom stehen UND Freizeitstress dazu kommt UND wir nicht mehr abschalten können UND wir Schlafprobleme bekommen, dann sind wir laut Lisa schlechte Banker :/ Wir kommen in ein Ungleichgewicht und machen Schulden auf unserem Körperkonto. Unser Körperbewusstsein versucht dem zu begegnen, in dem es das Stressystem (siehe Beitrag zum Stress) hoch fährt, damit wir den „Säbelzahntiger“ endlich mit letzter Kraft erlegen können… Nur sind die Säbelzahntiger in der modernen Zeit eher in zivil unterwegs und uns droht das Gefängnis, wenn wir sie erlegen. Also ist der Stress nicht mehr zeitgemäß und wir sind mit unserem Latein am Ende :/ Was machen wir nun?
Bis hier hin sind wir noch nicht in der Tabu-Zone, ein Burn-Out ist schon ok, aber eine Depression? Nein danke. Naja, was droht denn, wenn wir nicht auf die Zeichen und unseren Körper hören? Eine Depression erkennen wir an einem DAUERHAFTEN Zustand der Freudlosigkeit. Alles fühlt sich schwer und bleiern an, wir haben an nichts mehr Freude, können uns zu nichts motivieren und wir rutschen in eine Negativspirale von fiesen Gedanken, Selbstzweifel, Schuldgefühlen, Hoffnungslosigkeit. Spätestens jetzt ist professionelle Hilfe angesagt!
Was können wir bei einer beginnenden Depression tun? Wir brauchen Hilfe! Oder würdest du einen gebrochenen Arm einfach so lassen?? Zunächst müssen wir den Isolations-Selbstgesprächs-Teufelskreis unterbrechen. Schau dir meinen Beitrag zur Gehirnfunktion und den Beitrag zum Serotonin an. Unser Tagträumer-Netzwerk beschäftigt sich zunehmend mit Selbstzweifeln und Gedanken, die uns herunter ziehen. Das geht am Besten in einer Gemeinschaft, die uns gut tut und indem wir „Lebenskraft-Staubsaugern“ und „Glücks-Räubern“ aus unserem Leben zu verbannen. Der Clou ist, dass die Depression uns in die Einsamkeit zwängt. Gemeinschaft und ein „echter“ Gesprächspartner führt uns hier heraus und wir können wieder positivere Erfahrungen sammeln. Neben einer Psychotherapie sind manchmal antidepressive Medikamente hilfreich, schau dir auch dazu meinen Beitrag zum Serotonin an. Eine wichtige Rolle spielt auch unser Stresssystem (siehe Beitrag) Eine depressive Phase mag von alleine wieder verschwinden. Wenn wir sie jedoch mit uns selbst ausmachen und nichts daraus lernen, ist der nächste seelische „Bruch“ vorprogrammiert. Also, holen wir uns Hilfe!!
Achtung, Achtung: Selbst-Diagnose geht in die Hose! Dieser Text ist nur eine Stütze und Infos, damit du deine Antennen schärfen kannst. Wenn du oder jemand in deiner Nähe sich dreckig fühlen, macht es nicht mit euch aus, sondern sucht euch Hilfe! Ich weiß, dass ich dir so langsam auf die Nerven gehe. Aber es will einfach nicht in meinen Kopf, dass die Depression so eine GUTE Prognose hat, wenn wir sie ernst nehmen und sie so viel Schaden anrichtet, wenn wir sie unter den Teppich versuchen zu kehren…
Mein Fazit:
Ein Gefühl von „Burn-Out“ überkommt uns alle hin und wieder. Entscheidend ist, dass wir unser Körperkonto wieder befüllen und Energie tanken. Wir müssen lernen, ein „balanciertes“ Leben zu führen, Kraft-Räuber vor der Tür zu lassen und Tätigkeiten nach zu gehen, die uns erfüllen! Dennoch kann eine Depression jeden erwischen, manche reden sogar von einer Pandemie der Einsamkeit. Lasst uns dem entkommen, in dem wir uns ein solides soziales Netzwerk schaffen, gerne klein und fein 😉 Irgendwann kommt ein Punkt, an dem wir Hilfe benötigen und diese auch holen sollten. Ein echter Freund und ein einfühlsamer Therapeut ist ein Geschenk für ein erfülltes Weiterleben.
Dein Felix
Siehe auch:
Lisa Feldmann Barrett