Heute lernst du zu fliegen! Und zwar nicht auf die Nase und nicht zum Mond, sondern durch dein Leben. Klingt pathetisch? Ist es auch 😉 Weißt du denn, wo deine Reise hin gehen soll? Schon wieder so eine gemeine Frage 😉 Möchtest du denn irgendetwas verbessern in deinem Leben? Dann ist ja gut, dann lohnt sich die Pilotenschule für dein ganzes Leben. Setz dich ins Cockpit, schnall dich an und schau dir die Instrumente an. Jetzt geht`s los 🙂
Willkommen im Cockpit:
In der Mitte ist das Steuerrad und darüber das „Fadenkreuz des Lebens“ (siehe Beitrag über emotionale Intelligenz). Hier kannst du direkt ablesen, in welchem Zustand du dich befindest, erregt oder entspannt, positiv oder negativ gestimmt. Check!
Kommen wir zum Akku und dem Flow, mit dem du fliegst:
Wie voll ist dein Akku, wie weit kannst du fliegen? Dafür solltest du wissen, wie effizient deine Maschine arbeitet. Zunächst steigt die Leistung mit steigendem Verbrauch und dann kommst du in den Bereich der maximalen Performance bei minimalem Verbrauch. Doch irgendwann sinkt die Leistung trotz steigendem Verbrauch, die Maschine überhitzt und das wertvolle Kerosin verpufft… Ok! Im Flow kommst du besonders weit. Du erkennst diesen Zustand daran, dass es richtig flutscht, das Fliegen geht dir leicht von der Hand und du verlierst das Zeitgefühl.
Kommen wir zu den Instrumenten im Cockpit, die uns mehr über dein Flugzeug verraten, den Körper-Tacho und den Stress-Meter:
Welche Signale sendet dein Flugzeug, ist es entspannt oder steht es unter Strom und ist angespannt. Im roten Bereich sind Schmerzen das Signal für Überlastung bzw. Überhitzung des Systems. Beim Stress-Meter ist ein Chill/Action-Schalter angebracht und der Tacho geht von gechillt über einen Performance-Bereich bis zum Melt-Down, also dem Systemabsturz.
Jetzt schauen wir uns die Gefühls- und Gedanken-Tachos mal an:
Hier siehst du deine Gefühlswelt von wohlig bis wütend. Das ist natürlich nur eine grobe Übersicht (Wenn du es genauer wissen willst, schau dir den Beitrag über emotionale Intelligenz an). Daneben ist der Tacho für deine Gedanken, sind sie ruhig und sortiert oder kreisend, wie eine Katze, die ihren eigenen Schwanz jagt? Dazwischen ist ein gelber und oranger Bereich, hier bist du im Flow und kannst Gas geben 🙂
Zuletzt siehst du im Cockpit noch den aktiven Autopiloten:
Damit du weißt, was dein Autopilot gerade lädt, schauen wir uns ihn mal genauer an. Dein Autopilot ist der Supercomputer deines Flugzeuges, ohne ihn könntest du niemals fliegen. Der Autopilot ist keine eigene Person, wie es der „Flugzeug-Konstrukteur“ Siegmund Freud sich überlegt hatte, mit seinem „Ich- Es-Über-Ich“ (siehe Beitrag). Der Supercomputer ist ein Sammelsurium an automatisch ablaufenden Vorgängen, die dein Überleben sichern und meistens „unterbewusst“ ablaufen. Dein Unterbewusstsein ist also keine eigene „Identität“ in dir sondern mehrere zusammenarbeitende Systeme, also ein Prozess 🙂
Dein Cockpit hast du zur Verfügung, wenn du gerade fliegst, die Einstellungen an deinem Autopiloten solltest du lieber auf sicherem Boden vornehmen, wenn du dich nicht gerade in den größten Turbulenzen deines Lebens befindest!
Also gut, kommen wir zum Autopiloten *Trommel-Wirbel-Erkling* *Achtung, Achtung, liebe Kapitäne an Bord, jetzt gehts ans Eingemachte* 😉
Dein Autopilot besteht aus mehreren Bereichen:
Das Cockpit haben wir ja schon besprochen. Check! Kommen wir zu den Spezifikationen deines Flugzeuges, fliegst du einen Airbus A380 oder eine Boing 747? 😉
Oben links siehst du deine Persönlichkeitsmerkmale, die aus dem Big-Five-Modell stammen. Sie sind nicht perfekt, aber das beste, was die Wissenschaft bisher raus gefunden hat ;). Hier rate ich dir zum 4-Augen-Prinzip. Spreche mit einer Vertrauensperson über diese Items, wir neigen selbst oft zu einer überzogenen Selbsteinschätzung. Dann siehst du noch deinen Bindungstyp, deinen Beziehungstyp und deine Beharrlichkeit. Vor jedem Start solltest du einen Bedürfnis-Check durchführen (siehe Beitrag zu den Grundbedürfnissen), sind deine Körperbedürfnisse gestillt, bist du in einer sicheren Umgebung, fühlst du dich geborgen und hast du die Möglichkeit dich selbst zu verwirklichen?
Dann sind wir schon beim Akku-Check im Autopiloten angelangt:
Hier siehst du, wieviele Kapazitäten du noch hast und noch viel wichtiger, wer/was deine Energie-Räuber und Kraftfresser sind, die dir deinen Akku leer saugen. Diese Räuber musst du minimieren, um weit fliegen zu können. Deine Energie-Spender sind mindestens genau so wichtig. Damit verfügst du über „Solar-Panele“ auf deinen Tragflächen, die dir helfen deine Flugzeit zu verlängern und den Flug zu genießen.
Kommen wir zum Bedürfnis-O-Meter, einem wichtigen Teil des Autopiloten:
Hier geht es um deine Grundbedürfnisse aus deiner Vergangenheit bis zum heutigen Tag und ob sie vernachlässigt oder überstrapaziert wurden. Sie stammen aus der Schematherapie, sind jedoch reduziert dargestellt, damit du etwas damit anfangen kannst (es besteht hier kein Anspruch auf Vollständigkeit). Nicht gestillte UND exzessiv übertriebene Grundbedürfnisse führen zu „Abwehr-Flugmodi“. Unser Supercomputer versucht damit eine Schieflage auszugleichen, was jedoch oft nur sehr kurzfristig hilfreich sein kann. Abwehr-Flugmodi sind häufige Energieräuber. Tragfähige Flugmodi sind das Ziel jedes Piloten, da wollen wir hin 😉 Wenn du dich in Abwehr-Flugmodi wieder findest, bleib optimistisch und arbeite daran, es lohnt sich und es ist nie zu spät für eine glückliche (nachgeholte) Kindheit und Erfüllung deiner Bedürfnisse 😉
Ein weiteres wichtiges Instrument ist der Drive-O-Meter:
Dieses Instrument wird mit zunehmendem Alter deines Flugzeuges wichtiger. Der Sinn für Gemeinwohl beschreibt, deine tiefe Sehnsucht danach, dein Umfeld zu bereichern, deinen Freunden zur Seite zu stehen und ihnen aus der Patsche zu helfen. Dein Sinn für Ausdauer ist ein echter Turbo, der dir Kraft im Alltag gibt, deiner „Bestimmung“ nach zu gehen und deinen Lebenszielen zu folgen 🙂 Dein Sinn für Freude ist ganz wichtig, denn mit der richtigen Balance aus Leichtigkeit und Bestimmtheit erklimmst du jeden 8000er dieser Welt 😉 Frustriert kommst du nicht weit….
Der Sensatio-Meter ist Work in Progress, also mit Vorsicht zu genießen:
Die Superkraft darin ist, dass unsere „Gefühlswelt“ eingeteilt werden in zunächst einem aufkommenden Körpersensation (Affekte, Arousal). Mein Körper wirkt beschwingt, eingeengt oder angespannt, unwohl. Daraus entsteht ein Gefühl, wir verbinden also die Körpersensation mit unserer Person. Wir fühlen „UNS“ freudig, ängstlich, ärgerlich oder beschämt. Daraus kann dann eine E-Motion werden, also eine Bewegung der Gefühle im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben gemeinsam Spaß, geraten in Panik, hassen uns gegenseitig oder ekeln uns voreinander. Eine Emotion kann auch in dir selbst vorgehen, nur nimmst du jetzt einen zweiten Standpunkt ein und führst ein „Selbstgespräch“ als Freund oder Feind deinerselbst!
Kommen wir zum vorerst letzten Bauteil des Autopiloten, dem Absichts-Kompass:
Bei jeder Unternehmung und jedem Vorhaben frage dich zuerst, WARUM du das tust? Geht es dir bei dem Projekt NUR um dein Ego, um Macht über andere oder darum Geld zu verdienen und dich zu bereichern, bist du innerlich leer, du hast keine Substanz! Geht es dir darum etwas zum Besseren zu verändern, möchtest du deine „Werte“ in die Welt bringen und damit deinen Nähsten dienen, dann wirst du einen starken Kern haben und von innen heraus strahlen 😉 Als zweites frage dich, WIE du etwas tust! Deine Haltung und deine Einstellung deinem Vorhaben gegenüber sind mitentscheidend über Erfolg oder Misserfolg. Sei aufrichtig, ehrlich, rücksichtsvoll und geduldig und du wirst Erfolg ernten!!!! Als drittes kommt die Frage, WAS du tust? Wie sieht dein Projekt konkret aus, was möchtest du damit erreichen… Wenn du die ersten beiden Fragen zum Guten beantwortet hast, werden deine Mitstreiter spüren, dass du es „ernst“ und „gut“ meinst und du wirst in ein Teamwork eintauchen, das du noch nie erlebt hast!
So, das waren die Autopiloten, es werden wahrscheinlich noch welche dazu kommen, denn die Wissenschaftler und Ärzte auf diesem Gebiet arbeiten natürlich weiter auf Hochtouren 🙂
Mein Fazit & meine Vision:
Stelle dir eine Welt vor, in der jeder Pilot die Pilotenschule besucht hat und mit sich im „Reinen“ ist. Wieviel Streitereien und Unfälle könnten wir uns damit ersparen? Wenn wir unser Bewusstsein auf unsere Gedanken- und Gefühlswelt lenken und regelmäßig den Autopiloten checken, verfügen wir über ein Mega-Flugzeug, dass uns weit bringen kann. Lasst uns an uns arbeiten und schlau aus uns werden und dann die Welt zu einem besseren Ort machen, Schritt für Schritt!
Bleibe achtsam, bleibe mutig und genieße jede Sekunde deines Lebens 😉
Dein
Felix
Siehe auch:
Bücher:
„Raus aus Schema F“ von Gitta Jacob
Podcasts:
Lex Fridman und Paul Conti über Narzissmus und Co.
Hubermanlab Interview mit Paul Conti zum Trauma
Hubermanlab Interview mit Paul Conti zur mentalen Gesundheit
Videos:
TED-Talk von Simon-Sinek – Golden Circle und persönliche Entwicklung