Erinnerst du dich noch an deine erste Erinnerung? Stell dir vor, du wirst wach in einem Schiff und dein Leben ist ein Schiff… Du bist noch jung und die Strömung reißt dich mit, du wirst durch Kindergarten und Schule geschleust, immer will irgendeiner was von dir und du folgst dem Strom… Doch auf einmal hast du deinen Abschluss in der Tasche und dein Boot treibt in einem See. Was machst du jetzt? Was fängst du mit dir und deinem Leben an?
Die Geräusche des Flusses sind weg und du merkst, dass in deinem Boot mehrere Leute sitzen, es sind die „Piraten der Sehnsucht“, oje 🙂
Damit du mit den „Piraten der Sehnsucht“ etwas anfangen kannst, stelle ich sie dir kurz vor:
Der persönliche Pirat ist an deinem Selbstwert, deiner Identität und deiner Selbstverwirklichung interessiert. Dein Moral-Pirat möchte Einfluss gewinnen und das Leid dieser Erde reduzieren und die Zukunft verbessern. Dein praktischer Pirat hingegen schaut dir auf die Finger, dass du ja nicht zu viel Geld ausgibst, es immer etwas zu Essen gibt und du in Sicherheit bist. Der Sozial-Pirat möchte, dass du berühmt wirst und Status erlangst, dass didr Anerkennung zu Teil wird. Dein Lifestyle-Pirat ist von der gechillten Sorte, er legt sich nicht fest, liebt die Freiheit und die Flexibilität. Der Ego-Papagei gehört natürlich auch an Board. Er steht gerne im Weg rum und kommt dir immer mit der gleichen Laier 😉 Und dann gibt es noch einen gefesselten Piraten und ein Skelett.
In deinem Schiff ist mächtig was los, alle haben etwas zu sagen und wer hat nun recht?? Willst du jetzt die Welt retten und den Moral-Piraten ans Steuer lassen oder doch lieber chillen und der Lifestyle-Pirat übernimmt das Ruder? Ja, was willst du eigentlich??
Jetzt kommt der praktische Teil, also aufgepasst: Du nimmst den lautesten Pirat ins Verhör-Zimmer in deinem Schiff und hörst ihm einmal genau zu. Dies kannst du in Real-Life mit Vertrauenspersonen oder mit dem Tagebuch klären. Du merkst beim Nachfragen, ob es sich in heiße Luft auflöst, oder ob es bleibt und dann nimmst du es mit in deine Überlegungen. Frage dich, ob es sich um einen flüchtigen Impuls oder ein tiefsitzendes Bedürfnis handelt? Das findest du auch manchmal erst mit der Zeit heraus 😉
Bedenke, dass du nicht alle Piraten gleichermaßen befriedigen kannst, du musst dich entscheiden :/
*Achtung, Geschichten-Alarm* Darf ich dir ein Beispiel bringen? Als ich mein mäßiges Abitur in der Tasche hatte, wollte ich Lehrer werden. Mein Lifestyle-Pirat hatte das Sagen und diese Schulferien waren DAS Argument. Ich hatte doch so viele Hobbies und da kam das Beamtendasein als Lehrer gerade recht für meine naiven Augen :/ Also bin ich für ein freiwilliges soziales Jahr nach Lima in Peru gegangen und durfte dort als Lehrer mit behinderten Kindern arbeiten. Die Fortschritte waren klein, der Frust groß und die Lernkurve schnell abgeflacht. Da kam ein Kinderarzt für 2 Tage in unsere Schule. Er beobachtete die Kinder und erklärte uns danach, welche Syndrome die Kinder hatten, was ein autistisches Verhalten ist und wie sich das Down-Syndrom im Verhalten zeigt. Dieses Wissen hat meine Arbeit komplett umgekrempelt. Ich verstand auf einmal, was den Kindern fehlte und konnte viel einfühlsamer und persönlicher mit ihnen umgehen. Da kamen auf einmal der persönliche Pirat und der Moral-Pirat ans Wort und ich spürte, was eine „Berufung“ sein könnte…
Kleiner Praxis-Tipp: Stürze dich ins Leben und versuche dich aus. Sei wachsam dabei und schaue, was dir auf Anhieb gelingt und wo die Zeit zu fliegen beginnt. Dann frage dich und lasse alle deine Piraten zu Wort kommen, ob es sich wirklich lohnt, diesen Weg weiter zu gehen oder ob dein Ego-Papagei wieder Unsinn verzapft 😉
Ok, nochmal systematischer 😉 Setzen wir uns nochmal in unser Schiff….
Wir haben unsere Fantasien und Träume, das ist unsere „Fantasy-Island“. Dort gibt es von allem im Überfluss und wir müssen für nichts arbeiten. Aber leider stellt sich heraus, dass es eine „Moorlandschaft“ die nur von außen schön aussieht und nicht betretbar ist. Dann segeln wir eben weiter und bemerken, dass die „Reality-World“ eine ganz schön harte Gegend ist. Also drehen wir uns um und landen im Gebiet der „Optionen“. Schauen wir uns die Piraten-Achterbahn mal genauer an:
Du hast deine Piratenschule bestanden und das Piraten-Diplom (Schulabschluss) in der Tasche, yeahh!! Los gehts, die Welt liegt dir zu Füßen, du willst Oberpirat werden und lässt dir beim Piraten-Amt einen Ausbildungsplatz organisieren. Dein erster Tag als Auszubildender geht nie zu Ende, du schrubbst den ganzen Tag die Planken des Decks, oje, so hattest du dir das nicht vorgestellt und du stürzt in eine existenzielle Krise :/ Jetzt hast du zwei Möglichkeiten, entweder du gehst zurück in dein Familienboot oder du ziehst es durch. Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Ich weiß es ist ein dummer Spruch, aber es ist auch was dran…
***Achtung, Ironie-Alarm*** Dieses Tal der Tränen tust du dir nicht an! Du hast ja schließlich etwas Besonderes. Du nutzt die Connections deiner Familie und bekommst monatlich Kohle überwiesen. Perfekt!
Die Anderen machen sich den Rücken krum und du hast Mami & Papi und brauchst dich um nichts zu kümmern. Die „Prinzen-Achterbahn“ wirkt ziemlich cool, nur hoffentlich wird der Geldhahn nicht zugedreht :/
Ok, zurück in die Real-World. Du hast einen Berufswunsch vor Augen oder eine Vision, die du verwirklichen willst? Dann hilft dir vielleicht diese Vorgehensweise weiter:
Du überlegst dir eine Strategie, wie du deine Vision verwirklichen kannst und legst gleich los. Denke daran, wenn du einmal steinalt bist, wirst du dich über die Chancen ärgern, die du nicht wahrgenommen hast und nicht über Umwege, die haben deine Ortskenntnis erweitert ;). Ok, du suchst dir einen Kurs und testest deine Idee. Wenn Feedback kommt, dann sortiere nach dem Verhör-Verfahren und lass deine Piraten zu Wort kommen. Vergiss nicht, am Ende entscheidest nur DU! So kannst du deinen Kurs und deine Strategie anpassen und wirst ein zufriedenes Leben finden 🙂
Bleibe interessiert und nähre das Feuer in dir 😉
Dein Felix
Siehe auch:
Blog-Beitrag von Tim Urban – „How to pick a Career“
Webseite 80.000 Stunden Karriere