Hi,
mein Name ist Felix Petersen und ich möchte mich vorstellen, damit du weißt, mit wem du es hier zu tun hast. Oh Gott, wie schreibe ich über mein Leben? Soll ich dich entertainen und die lustigen Geschichten heraus kramen oder lieber doch tiefgründig vom Rollercoaster meines Lebens schreiben? Oder dich mit drögen Fakten langweilen? Wagen wir den Spagat, autsch…
Also, ich bin 1984 in einem kleinen Dörfchen südlich von Freiburg im Breisgau in einem kleinen Fachwerkhaus geboren, mit zwei größeren Schwestern. Meine Kindheit würde ich als glücklich beschreiben. Meine Mutter und meine eine Schwester überhäuften mich mit Liebe, während die andere Schwester den Auftrag gehabt zu haben scheint, aus mir kein Weichei werden zu lassen. Da wurde gekabbelt, gekniffen und gerauft und ich behaupte mal, dass es meistens nicht von mir ausging 😉 Ich hatte das Glück, dass mein Vater es auch gut mit mir meinte, er war ein studierter Elektroingenieur, der sich als Autodidakt selbst zum Elektriker ausgebildet hatte und ich durfte für 4 Mark pro Stunde auf seinen Baustellen im Weg rum stehen und blöde Fragen stellen 😉
Als ich 9 Jahre alt war, flog die Affäre meines Vaters mit seiner „besten Freundin“ auf und wir zogen zu viert mit unerzogenem Hund in die 60qm Wohnung von Opa und Oma. Ich ging erstmal in Therapie und lernte Schach spielen. Die Streitereien der Scheidung erspare ich dir lieber, die Beziehung zu meinem Vater lag jedoch auf Eis. Zum Glück meisterte meine Mutter ihre alleinerziehende Herausforderung mit Bravur und meine Schwestern verwöhnten mich mit ihren Kochkünsten. Wir hatten einen Pfunds-Onkel und eine Mega-Tante am Start mit einem schwarzen Mercedes, stell dir vor, mit Autotelefon und elektrischem Schiebedach 🙂 die uns mit ihrem großen Herz die Ferien versüßten und unsere Umzugsmarathons stemmten. Mein Ersatzpapa lehrte mich das Streiten, Raufen, Werkeln, Auto fahren und hart zu „malochen“. Meinen Roller und Führerschein verdiente ich mir u.a. auf dem Gemüsefeld, beim LKWs von Hand waschen und in der Bäckerei.
Als ich 15 Jahre alt war, verstarb mein Vater plötzlich. Ich war in den Vorbereitungen für ein Theaterstück, schluckte die Kröte, und tat so, als sei es ein Leichtes. Mein Vater war sowieso ein Idiot in meinen pubertierenden Augen. Doch schleichend und unaufhaltsam überkam mich eine Schwere und eine Gleichgültigkeit. Meinen Freunden spielte ich „Spaß und Freude“ nur noch vor und ich zog mich mehr und mehr zurück. Auf einer Autofahrt mit meiner Mutter brach ich aus heiterem Himmel in Tränen aus und bat sie meinen Therapeuten wieder zu kontaktieren. Diese Zeit, bei einem warmherzigen bärtigen Mann, der zur Begrüßung im Kreis zu lachen und mir ganz nebenbei beim Schachspielen auf zauberhafte Weise meine Wackersteine aus dem Gepäck zu entfernen schien, das war die wohl am besten investierte Zeit meines Lebens.
Die Waldorf-Karriere habe ich tatsächlich mit dem Abi abgeschlossen und ja, ich kann meinen Namen tanzen, ich konnte :/ Wie ging nochmal das F? Neben der Schule entschieden wir uns als Familie in unserem Haus eine Jugendhilfeeinrichtung aufzubauen, „miteinander leben“ funktionierte natürlich nur ***zwinker, zwinker ;)*** wegen meiner Hausmeister- und Freizeitanimateurfähigkeiten.
Berufswusch? Viele Ferien! Also, Lehrer werden 🙂 Als Praxistest ging es ein Jahr nach Lima (Peru) in eine Schule für Kinder mit Behinderung. Statt Palmen und Strand erwarteten mich Wüste und Slams :/ Ich war frisch gebackener Klassenlehrer ohne Ausbildung und durfte einer Grundschulklasse mit 5 Kindern auf den Keks gehen. 12 Monate später, vielen Reisen, neuen Freunden fürs Leben, einem tödlich verunglückten Zimmernachbarn (mit dem ich um ein Haar in den Bus gestiegen wäre) und einem überlebten bewaffnetem Raubüberfall kam ich nach Deutschland zurück. Hier musste ich erstmal über meine Landsleute schmunzeln, Prinzessin auf der Erbse muss blass ausgesehen haben, verglichen mit den ungeduldigen Kunden an den Mini-Warteschlangen der reich gefüllten Supermärkte 😉
Also, Lehrer und Entwicklungshelfer kam nicht mehr in Frage. Was denn dann? Rettungssanitäter, das ist cool. Drei Monate später hatte ich gelernt, dass auch Deutschland in vielen Wohnungen hinter der Fassade ein Entwicklungsland zu sein scheint und Leben retten mit viel Routine und markerschütternden „Moments of Horror“ verbunden ist. Dann eben doch Medizin studieren? Hatte meine Schwester mir nicht mal gesagt, ich sei der geborene Kinderarzt?? Schlechtes Abitur, viele Praktika und 4 Wochen Studium in Budapest haben mich dann nach Dresden gebracht, ich durfte nach 2 Jahren Wartezeit endlich Medizin studieren, jippie! Die ersten beiden Jahre waren hart, meine Defizite in Biologie, Chemie, Physik und Co. waren enorm, ich hatte ja meinen Namen tanzen gelernt 😉 Aber der menschliche Körper als Wunderwerk und „Palast des Lebens“ hatten es mir angetan. Ich war begeistert und steckte all meine Energie darin, meinen Wissensdurst zu stillen, aus naturwissenschaftlichen, fernöstlichen, traditionell-naturheilkundlichen Quellen und erweiterte meinen medizinischen „Werkzeugkasten“.
Mein 6er im Lotto, lief mir während einer Vorlesung im ersten Semester vor die Nase und fragte ausgerechnet mich Chemie-Niete, ob ich ihr Praktikumspartner in Chemie werden wolle? Ich Voll-Waldi dachte bis zu diesem Zeitpunkt, dass organische Chemie etwas mit Bio-Lebensmitteln zu tun hatte :/ So kam icH20 über die Ch2emie zur Frau meines Lebens, O2h wie ist das schön 😉 Ein Wunder geschah und aus 1+1 wurden mittlerweile 4, der Chemie und meiner zauberhaften Frau sei dank 😉 ***Nerd-Witze beendet!
Nach dem Studium, was übrigens wegen meiner Doktorarbeit in Chicago und meines Austauschaufenthaltes in Spanien fast 10 Jahre dauerte, *schluck* durfte ich 2013 an der Kinderuniklinik in Dresden in die Kinderheilkunde einsteigen und den schönsten Beruf der Welt ausüben. Kinder und Jugendliche sind einfach erfrischend, abenteuerlich und wunderbar und Kinderarzt zu sein ist die erfüllendste Berufung der Welt =)
Ein Wermutstropfen war die Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit unklaren Beschwerden oder wie wir Ärzte gerne sagen: “ohne somatischen Befund“. Diese jungen Menschen wurden als “psychosomatisch” abgestempelt und die Kinder zum Therapeuten geschickt und oft begann eine lange Reise von Pontius nach Pilatus. Wenn ich eine seelische Unterstützung empfahl, wurde ich konfrontiert mit der klugen Frage: Warum soll ich mit meinen Bauchschmerzen zum Seelenklempner gehen? Ich habe doch Bauchschmerzen und keinen an der Klatsche! Bilde ich mir meine Beschwerden etwa NUR ein? Diese Aussagen ließen mich oft sprachlos werden und ich beschloss, mich nach der Kinderarztausbildung als Spezialist für die Seele auszubilden und Kinder- und Jugendpsychiater zu werden. Ich wollte junge Menschen von allen Seiten und in ihrer Ganzheit begleiten können.
Als Kinderpsychiater in Ausbildung traf mich die Coronapandemie voll ins Gesicht. Ich will dich hier lieber mit Details verschonen. Nur so viel: Die Grenzerfahrungen in dieser Zeit waren mit der Grund, warum ich diesen Blog schreibe. Ich entschloss, die tapferen jungen Menschen, die früh von einer existenziellen Krise heim gesucht werden, mit Know-How zu versorgen. Denn eine seelische Krise ist einem Knochenbruch sehr ähnlich. Sie benötigt eine fachkundige und einfühlsame „Durchleuchtung“, gefolgt von einer „Idee“ (von Ärzten auch Diagnose genannt), was gebrochen sein könnte. Diese Idee hilft uns zu einer passenden Versorgung der Verletzung. Ist etwas seelisch gebrochen, bedarf es einer „Schienung“ und einer psychotherapeutischen Begleitung, so wie ein Knochenbruch den Physiotherapeuten in Beschlag nimmt 😉 Natürlich können wir uns auch mit unserer Verletzung ins Bett legen und hoffen, dass es von alleine verheilen mag (und dabei einen wahnsinns Muskelschwund in Kauf nehmen). Oder noch beliebter, wir machen einfach weiter, laufen auf dem „Bruch“ herum, bis gar nichts mehr geht :/ Lass dir eine letzte kleine Weisheit mitgeben, dann haben wir es geschafft, versprochen 😉 Seelisches Leid hat eine sehr gute Prognose, wie ein Knochenbruch! Wenn du es im Team sportlich, liebevoll und behutsam angehst, versichere ich dir, dass du daran wachsen wirst. Wird es still und heimlich unter den Teppich gekehrt, kommt es mit voller Wucht zurück und macht dir das Leben schwer, soviel ist sicher!
Nun, nach 20 Jahren Ausbildung ist es an der Zeit, dir die Essenz meines Wissens mitzugeben, damit du deinen „Spirit“ findest, klug entscheiden, deine Krisen überwinden und ein erfülltes Leben führen kannst.
Ready? Lets go 😉
Dein Felix
Siehe auch:
Bücher:
Buch Selbstbestimmen von Manfred Spitzer
Buch Kinder verstehen, Born to be wild von Herbert Renz-Polster
Buch „Projections“ von dem Wissenschaftler und Psychiater Carl Deisseroth
Buch Time To Care von Robin Youngson
Buch Dare to Care von Jan Bonhoeffer
Podcasts/Talks:
Podcast vom Hubermanlab mit Rick Rubin über Kreativität
Podcast vom Hubermanlab mit Tim Ferris über den Weg zum Erfolg