Wer bin ich und wo will ich hin? Bin ich ein Gipfelstürmer oder bleibe ich lieber entspannt im Tal? Eine schöne Bergwiese wäre doch auch etwas, oder?
Irgendwie hat alles seine Vorteile, denkst du? Auf dem Gipfel kann es ganz schön stürmisch sein und im Tal auch laut und eng werden…. Mhh. Was will ich eigentlich??
Fangen wir ganz vorne an 😉 Wer bin ICH eigentlich? Was ist mein Selbst? Schon wieder eine philosophische Frage :/ Ok, kurze Antwort: Du kannst dir dein Selbst wie einen „Pfad“ vorstellen, deine Spuren darauf sind deine Erinnerungen und mit deinen Werten im Gepäck entscheidest du, wo du lang gehst! Aber habe ich überhaupt einen freien Willen, kann ich das überhaupt alleine entscheiden, wo ich hin gehen will? Oder ist mein Leben schon vorbestimmt und ich habe in diesem „Spiel“ sowieso nichts zu sagen? Jetzt wirds abgefahren, also nehmen wir uns ein Beispiel 😉 Wir sind eine Schulklasse im Abschlussjahr und wir wollen heute eine Wanderung unternehmen, bis hoch auf den Gipfel. Einzelne Mitschüler sind gut trainiert und fit, einzelne haben Asthma oder starkes Übergewicht und die meisten sind irgendwo dazwischen. Die Sportler haben ein enormes Potential, sie erobern den Gipfel im Nu, der Asthmatiker hat da schon mehr zu knabbern, wenn er es hoch schafft, dann hat er ganz schön was geleistet. Die pragmatische Antwort könnte also lauten: Wir haben alle unsere Talente und Schwächen, die sind uns in die Wiege gelegt, daran können wir im Moment nichts rütteln. Dennoch können wir durch unsere Einstellung mit entscheiden, wieviel wir aus unseren Talenten und Veranlagungen machen und was wir aus uns raus holen. Also gibt es einen freien Willen und seine Leitplanken sind unsere Gene 😉
„Der Mensch wird am Du zum Ich“
(Martin Buber)
Bitte, bitte, noch eine kurze Bemerkung mit philosophischem Touch 😉 Wenn wir vom Ich sprechen, müssen wir auch immer sehen, wo wir uns gerade befinden. Ich bin eine multiple Persönlichkeit, bin Vater, Liebhaber, Arzt, Autofahrer, Sportler und gelegentlich Besserwisser von Beruf. Hängt es nicht davon ab, wo wir uns befinden, wie wir uns benehmen? Entsteht mein Ich nicht durch den Spiegel meines Gegenübers? Natürlich gibt es Extremsportler, die Ewigkeiten in der Einsamkeit zurecht kommen, doch die meisten Menschen sind soziale Wesen und auf ihre Mitmenschen angewiesen. Wir brauchen das Sonnenlicht an Aufmerksamkeit durch unsere Liebsten 😉 Ok, ok, verstanden, genug davon…
Ist nicht die wichtigere Frage, wo ich glücklich werde, bevor ich mich auf die Reise dorthin begebe? Wir wollen ja ein erfülltes Leben und kein gehetztes und ausgelaugtes Gipfelstürmer-Dasein….
„Die Lust ist Ziel und Ursprung des glücklichen Lebens“
(Epikur)
Ok, ich bin glücklich, wenn ich in Kuba im Pool sitze und einen Mojito schlürfe. Lasst uns die Lust maximieren, werden wir Hedonisten, wie der griechische Philosoph Epikur. Gibt es daran was auszusetzen? Typisch deutsch… Was ist denn nun das Haar in der Suppe? Warum sitzen wir denn nicht alle in irgendwelchen Pools rum und wärmen unser Gesäß?? Haben wir irgendwas übersehen?? Wenn wir schon dabei sind, auf zum nächsten Zitat 😉
Springen wir zum Gegensatz, den Stoikern, suchen wir uns auf dieser Blumenwiese die schönsten Exemplare heraus und ignorieren die Kuh, die „stoisch“ ihr Gras frisst. Ok, schlechter Witz 😉 Stoiker zählen in unserer Gesellschaft zu den erfolgreichsten Menschen, sie sind überall in den Führungsetagen und auch Tim Ferris ist einer von ihnen. Von ihnen können wir drei Grundregeln lernen, die jede deiner Handlungen begleiten können:
- Fokussiere dich auf die Dinge, die du verändern kannst und ignoriere die anderen. Ich konnte mich bis vor wenigen Monaten vorzüglich über die Politik aufregen, bis ich gemerkt habe, wieviel Zeit und Energie dies frisst…
- Schäme dich nur für Dinge, die es wert sind! Ich bin letztes Fasnacht als Hase verkleidet durch die Stadt gelaufen mit einer Schamesröte im Gesicht vom Feinsten. Aber es gab überhaupt keinen Grund, die Leute fanden es normal bis witzig 😉 Das kannst du als Übung nehmen und dir immer wieder etwas schräges anziehen 🙂
- Übe dich in Bescheidenheit! Daher kommt der schlechte Ruf der Stoiker, die sich immer wieder wie Bettler verkleideten und sich fast zu Tode hungerten, um damit die Existenzängste und Sorgen zu beseitigen. Sie machten die Erfahrung, dass es am Ende meist nicht so schlimm ist, wie man es sich denkt. Also, wenn dein Handy den Geist aufgibt oder du wieder zwei Stunden am Bahnhof verbringst, nutze die Gelegenheit, um dein „Mönchsein“ zu durchleben. Du kannst dich auch pausenlos aufregen und über die Bahn schimpfen, es bleibt dir überlassen 😉
„An unseren Gedanken leiden wir mehr als an den Tatsachen!“
(Seneca, ein berühmter Stoiker)
Ok, und kommen wir noch ganz kurz zur Frage nach dem Sinn unseres Lebens:
„Gerade dort, wo wir eine Situation nicht ändern können, gerade dort ist uns abverlangt, uns selbst zu ändern, nämlich zu reifen, zu wachsen, über uns selbst hinauszuwachsen! Und das ist bis in den Tod möglich. Im Erfüllen von Sinn verwirklicht der Mensch sich selbst“
(Viktor Frankl, Arzt, Holocaust-Überlebender im Buch „Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn“)
Warum rennen wir denn Marathons, Iron-Mans und besteigen die 8000er dieser Welt. Warum bekommen wir Nachwuchs, warum widmen wir uns anderen Menschen? Dient dies alles der Lust-Maximierung? Ich hab da meine Zweifel… Gut, wenn wir schon beim Bingen sind, nächstes Zitat!
“Glücksgefühle sind ein altes biologisches Feedback-System, das unser Handeln begleitet. Wir werden belohnt, wenn wir uns wohl und sicher verbunden mit anderen fühlen. Die Funktion von Glück ist uns anzuspornen, den Schlüssel zur Fitness zu finden“
(Frei übersetzt von Steven Pinker)
Glücksgefühle haben also einen Überlebensvorteil. Hätte mir das mal jemand früher gesagt, dann packe ich den Grießgram mal lieber weg 😉
Glücklich fühlen wir uns, wenn die Dinge laufen und wir uns im „Flow“ fühlen. Wir können uns nicht glücklich machen, sondern nur glücklich sein, schlechte Nachrichten für die Shopping-Industrie. Ja gut, Shopping lässt auch Glücksgefühle frei, aber leider nur viel zu kurz…
Umgekehrt fühlen wir uns unglücklich, wenn irgendetwas ansteht, sind wir hungrig und unterzuckert, haben wir uns mit jemanden gestritten und sind gefrustet? Ganz nüchtern betrachtet ***Magen-Knurr*** ist unsere Unzufriedenheit ein guter Marker, dass wir etwas verändern müssen, sie hat also auch ihren Sinn :/
Gut, soviel zur Aufgabe der Glücksgefühle. Was ist denn nun Glück? Es gibt eine „erlebte“ und eine „erinnerte“ Glückseeligkeit, das Erlebte findet hier und jetzt statt, das Erinnerte ist unsere Vergangenheit. Und wie gut sind wir darin, schlechte Erfahrungen zu vergessen? Wahre Meister sogar…
Was wissen wir denn über die glücklichsten Menschen der Welt? Die „Glücks-Elite“ verfügen über ein stabiles soziales Netzwerk mit verlässlichen Freunden, sind respektvoll, sind wohlhabender als der Durchschnitt und gesundheitlich wohlauf. Sie genießen mehr freie Zeit und empfinden weniger Stress. Doch hier sind wir beim RIEESIGEN Problem der Glücks-Forschung. Was ist die Henne und was ist das Ei? Sind die Menschen vom Temperament her ausgeglichener und freundlicher und werden dadurch wohlhabender und erfolgreicher oder führt der Wohlstand und die freie Zeit zu mehr Glück?
Wir wissen, dass 50% des Glücks vererbt werden, die anderen 50% sind durch unsere Umgebung bestimmt. Das haben Studien von eineiigen Zwillingen ergeben, die direkt nach der Geburt getrennt wurden und in unterschiedlichen Haushälten groß wurden. Wie du dir denken kannst, sind das kleine Studien mit wenigen Probanden…
Das Land in dem wir leben spielt eine große Rolle bei unserem Glücks-Barometer, ebenso wie das Geld. Männer und Frauen sind gleich glücklich, Frauen leiden mehr unter Ängsten und Depressionen und Männer unter Alkohol- und Drogenabhängigkeiten.
Spannend wird es beim Alter. Hier zeigt sich eine U-Kurve. Junge Menschen sind glücklich, dann lässt in der Rushhour des Lebens die Zufriedenheit stark nach, um im hohen Alter wieder anzusteigen…
Was können wir denn nun an unserer Lebenseinstellung tun, damit wir glücklicher werden?
„Wenn du höher zielst, als du für möglich hälst, kannst du mehr erreichen, als du dir erträumt hättest“
(Richard Branson)
Du bringst deine Mischung an Optimismus und Pessimismus mit auf die Welt. Dennoch kannst du an deiner Einstellung, deinem Mind-Set und deiner Mentalität arbeiten und dich entwickeln. Deine Einstellung ist der Schalter für deinen Erfolg. Klingt wie ein billiger Werbespruch, er ja auch 😉 Trotzdem ist was Wahres dran.
Du steckst gerade in einer bescheidenen Situation und möchtest dich verändern? Das ist der ideale Motor, dass es auch funktioniert. Dein Frust ist das Feuer, das deine Rakete zum Starten bringt… Und wie soll das gehen??
Zunächst musst du herausfinden, was dir liegt und wofür du gemacht bist…
Bist du eine Sportskanone, ein Mathe-Checker, musikalisch oder künstlerisch begabt, sind es bei dir die Sprachen, die du im Nu lernst?
Die 1. Grundregel ist: Du wirst erfolgreich in dem Gebiet, das dir am meisten Freude bereitet und dir leicht von der Hand geht. Zumindest die meiste Zeit. Es wird immer Motivationslöcher geben, da springst du aber drüber 😉
Die 2. Grundregel: Vergleiche dich NUR mit dir selbst. Worin hast du Fortschritte gemacht? Wenn Sich ein Elefant mit einem Eichhörnchen vergleicht, ist der Frust vorprogrammiert.
Die 3. Grundregel: Suche dir ein Vorbild und frage dich, was er in deiner Situation tun würde. Als Beispiele sind Michael Jordan, Oprah Winfrey,
Die 4. Grundregel: Nehme das Leben wie ein Spiel und leg dir eine Sportler-Mentalität zu. Um langfristig zu gewinnen, musst du aus deinen Fehlern lernen, dich auf deine „Matches“ vorbereiten und dabei die Kleinigkeiten nicht vergessen..
Als Beispiel möchte ich dir John Wooden näher bringen. Er ist der erfolgreichste Baskeltballtrainer der USA aller Zeiten und er wurde auch der „Zauberer von Westwood“ genannt. Als Trainer achtete er akribisch auf alle Details. In der Umkleide wurde vor jedem Spiel eine Zeremonie abgehalten. Jeder Spieler musste sich seine Socken faltenfrei anziehen, die Schuhe perfekt schnüren usw. Die Manschaft betete sogar vor den Spielen und das Training? Es wurde nicht groß gelobt, Wooden war auch kein Drill-Sergant. Er durchschaute meisterhaft das Spiel, die Bewegungen und die Spielzüge und er machte seinen Sportlern vor, was sie gerade falsch machten und zeigte ihnen, wie es besser gehen könnte. Stell dir vor, du bist ein junger Basketballspieler und du möchtest erfolgreich werden. Dann suche dir Mentoren, wie John. Auch wenn sie viel zu berühmt oder bereits verstorben sind, sie werden ihre Wirkung in deinem Leben entfalten.
„Erfolg ist Seelenfrieden und ein direktes Ergebnis von Zufriedenheit mit dir selbst, wissend dass du alles gibst, der Beste zu werden, wozu du fähig bist.“
(John Wooden frei übersetzt)
Mein Fazit zum Glück:
Denke daran, dass du der Gärtner deines Glückes bist. Sorge in deinem Umfeld für ein gutes Klima und kultiviere die wohlwollenden Gedanken im jetzt und hier, sie werden deine Glaubenssätze von Morgen. Ist deine Erde gerade nicht so ertragreich, nimm es mit Demut und bleib wachsam, ob sich eine Chance auf ein besseres Stück Land auftut. Der Zufall spielt hier immer eine Rolle und keiner ist alleine „seines Glückes Schmied“.
Ich wünsche dir ein freundliches und interessiertes Mind-Set und viel Glück und Erfolg in deinem Leben,
Dein Felix
Siehe auch:
Bücher:
Jonathan Haidt – The Happiness-Hypothesis mit 5 Schritten zu einem glücklicheren Leben
Richard David Precht – Wer bin ich und wenn ja wieviele?
Podcasts: