Von grundlegenden Bedürfnissen, unseren Autopiloten und dem Kapitän am Steuer

Heute wird`s grundlegend, wir tauchen ab zum Grund unseres Daseins und dort wartet, was uns im Innersten zusammenhält 😉

Was sind denn die elementaren Dinge, die wir zum Leben brauchen? Luft zum atmen, etwas zum beißen, warm und trocken sein ja und noch was?? Ja, die Bindung ist ein Grundbedürfnis. Es gibt Berichte über grauenvolle Beobachtungen in Waisenhäusern in den 1930er Jahren, ein Renè Spitz feststellte, dass Säuglinge und Kleinkinder reihenweise starben, obwohl es ihnen anscheinend an nichts fehlte. Sie hatten ein Dach über dem Kopf, Verpflegung und Kleidung. Was fehlte, die Beziehung zu „Bezugspersonen“. Der Psychoanalytiker John Bowlby fand zusammen mit Mary Ainsworth heraus, dass unser Bindungssystem biologisch angelegt ist und bei Affen ebenfalls zu finden ist. Sie sind die Begründer der Bindungstheorie. Ainsworth erfand hierfür ein berühmtes Experiment. 11- 18 Monate alte Kinder wurden kurz von ihrer Bezugsperson getrennt und ihr Verhalten beobachtet. Hieraus wurden Kinder in 4 Kategorien.

Sicher gebundene Kinder weinen, wenn die Bezugsperson den Raum verlässt, bei ihrer Rückkehr suchen sie den Körperkontakt und lassen sich trösten. In dieser Situation wird kurz Cortisol ausgeschüttet, das unser Stress- und Energiebereitstellungssystem ist…. Dies ist die gesündeste Form der Bindung. Vermeidende Kinder zeigen nach außen beim Verlassen der Bezugsperson keine Regung, bei dessen Zurückkommen ignorieren sie diese kurzfristig und suchen dann die Nähe. Diese Bindungsform wird noch zu den Normvarianten gezählt. Ängstlich-ambivalente Kinder sind durch die Trennung ihrer Bezugsperson verunsichert, fahren aus der Haut und sie lassen sich nach der Rückkehr ihrer Bezugsperson kaum beruhigen. Hier ist ein langfristig erhöhter Cortisolspiegel und das Stresslevel des Kindes ernst zu nehmen. Die chaotische Bindung führt zu bizarren Verhaltensweisen der Kinder nach der Trennung von ihrer Bezugsperson. Sie können ohnmächtig, hilflos wirken, anfangen auf dem Stuhl zu schaukeln und wiederkehrende Bewegungen zeigen. Diese Form der „Nicht“-Bindung bedarf einer intensiven Förderung des Beziehungsverhalten, das Stresshormon Cortisol ist entweder dauerhaft erhöht oder vollständig unterdrückt :/

Ok, die Bindung haben wir gecheckt! Wir werden uns in weiteren Beiträgen noch intensiv damit beschäftigen 😉 Jetzt kommen wir mal zur Bedürfnispyramide, die ein schlauer Mann namens Maslow erfunden hat.

https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Beduerfnishierarchie

Du kennst das Problem. Wenn du gerade im Film den spannendsten Teil nicht verpassen willst, obwohl du auf sooooo dringend auf die Toilette musst… Deine physiologischen Bedürfnisse zu „strullen“ sind so aufdringlich, dass sie deine anderen Bedürfnisse überschwämmt, ups, zu spät 😉

Kommen wir jetzt aber zum praktischen Teil, damit du auch was von diesem Beitrag hast 😉 In der Schematherapie gibt es 5 Grundbedürfnisse, die sich zwischen zwei Polen aufspannen, der sicheren Bindung und der Selbstwirksamkeit.

Wenn du mit Menschen zusammen leben möchtest, brauchst du erst einmal eine Beziehung und eine Bindung zu Ihnen. Dann möchtest du dich aber nicht vollkommen in den Dienst der Anderen stellen, du willst dich Selbst verwirklichen und dazwischen sind die Grenzen, die wir tagtäglich neu verhandeln…

Ein Beispiel gefällig? Jeder Kapitän braucht einen sicheren Hafen (Bindung), er muss wissen, wofür sein Schiff gebaut ist und wie weit er sich aufs Meer hinaus trauen darf (Realistische Grenzen), er sollte zu Problemen an Bord Stellung beziehen und zum Wohle aller Entscheidungen treffen (Freiheit sich zu äußern). Dann braucht er seine eigene Vision, wo die Reise hin gehen soll und wie er sein Ziel erreichen will (Autonomie) und wenn die Freude am Schippern, die Leichtigkeit und der Spaß an Bord bleibt, kann nichts mehr schief gehen (Freude).

Aber was tue ich, wenn mein Schiff ins Wanken gerät und ich vom Kurs abkomme oder ich die Orientierung verliere?? Keine Sorge, tief durchatmen, jetzt kommen wir zum Auto-Piloten 😉

Ok, gehen wir die Grundbedürfnisse mal der Reihe nach durch, scrolle zu dem Punkt, wo du glaubst, das es bei dir haken könnte… *** Achtung, Selbstdiagnose geht in die Hose*** Immer andere um ihre Einschätzung fragen und gerne professionelle Hilfe holen!

Die BINDUNG ist echt ein Knüller und ein Dauerbrenner… Hast du das Gefühl in deiner Kindheit zu wenig Geborgenheit, Zuneigung und Wärme von deinem Vater oder deiner Mutter erhalten zu haben. Dann kommen folgende Schemata für dich in Frage…

Wenn bei dir z.B. das Gefühl ungenügend und unzulänglich zu sein viel Platz in deinem Leben einnimmt, so ist dies ein Schema, dass sich dir eingeprägt hat. Es ist ein tief eingravierter Glaubenssatz, der deine Entscheidungen beeinflusst. Diese Überzeugungen von dir selbst führen zu Verhaltensmustern, also „Modi“, die dein Denken steuern. Du fühlst dich klein und unsicher und da übernimmt dein „Autopilot“ für dich die Handlung. Es gibt gesunde und ungesunde Autopiloten, zu den ungesunden zählen folgende:

Puh, jetzt wird es komplex? Ja, nur wenn du einmal verstanden hast, das du gerade im „Trotzigen-Kind-Ballon“ sitzt und deine Reaktion gerade vielleicht etwas peinlich übertrieben ist, dann kannst du dir besser selbst aus der Patsche helfen… Wollen wir noch die anderen Grundbedürfnisse anschauen?

Spielen bei dir die Grenzen eine wichtige Rolle?? Kommst du aus einem „überbehütetem“ Elternhaus oder durftest du machen als Kind, was du wolltest? Hattest du Personen in deiner Kindheit, mit denen du dich richtig reiben konntest, wo es auch mal geknallt hat? Hast du in deiner Jugend deine Grenzen austesten dürfen und deine eigenen Leitplanken gefunden? Falls das ein Thema ist, das dich beschäftigt, dann schaue dir mal die möglichen Schemata an, die hier sich bei dir festgesetzt haben:

Ich finde mich hier wieder, wer hat denn in seinem Leben keine „Grenzerfahrungen“ gemacht?? Gut dann kommen wir zu den Modi bzw. Autopiloten von den Grenz-Bedürfnissen:

Haben dir deine Eltern z.B. keine Grenzen gesetzt, dich ständig herabgewürdigt oder dich nonstop über den Klee gelobt, dann kann dein Lieblings-Autopilot die „Selbstüberhöhung“ sein. Du fühlst dich grandios, Fehler machen nur die Anderen. Den Narzismus werden wir noch ausführlich behandeln..

Kommen wir zur Selbstwirksamkeit. Haben unsere Eltern uns Kind sein lassen, durften wir spielerisch die Welt entdecken und unsere eigenen Erfahrungen sammeln. Wie selbstständig sind wir groß geworden, gab es eine Streitkultur in unserer Familie??

Wenn wir in unserer Selbstverwirklichung gehindert werden, dann kommen Schemata auf, die an einen „Spielverderber“ oder eine „beleidigte Leberwurst“ erinnern. Glaube mir, ich bin Meister im mich selbst bemitleiden… Wenn ich in meiner Freiheit (Autonomie) ständig untergraben wurde oder ich keinen Spaß in meiner Kindheit haben durfte, kann eine Negativität, Verletzlichkeit und Gehemmtheit mein Default-Mode sein und daraus wieder problematische Modi entstehen.

Wenn mein Gefühl der Selbstwirksamkeit eingeschlafen ist, werde ich entweder schlapp und gehe in die Vermeidung oder ich fange an innere Monologe mit mir zu führen und mich wie einen kleinen Schuljungen zu behandeln. Beide Extreme schaden uns auf Dauer. Aber was ist denn ein guter und gesunder Modus??

Wir tun uns gut, wenn wir im gesunden Kindmodus und im gesunden Erwachsenenmodus zu Hause sind. Ich glaube, dass meine Entscheidung Kinderarzt zu werden auch damit zusammen hing, dass es der schönste Beruf ist, mit Kindern arbeiten zu dürfen. Mein inneres Kind freut sich jedes Mal über kleine Strolche 🙂 Der gesunde Erwachsenenmodus erkennt die Autopiloten, reagiert gelassen darauf und übernimmt das Ruder. Das dauert seine Zeit, es lohnt sich aber, die Arbeit zahlt sich täglich aus 🙂

Also, bleib jung, bleib frei und wohlgesonnen 🙂

Dein Felix

Siehe auch:
Buch – Raus aus Schema F

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