Och, Nee! Heute Philosophie?? Mein ernst?? Ja und wart es ab, es ist interessanter als du denkst, vielleicht ja sogar „Mind-Blowing“ 😉
Ok, kurz und knapp formuliert: Unser Körper ist eine Maschine. Googel mal „Körper Industriepalast“, dann weißt du, was ich meine. Erledigt? Nicht so schnell, lass uns mal kurz philosophieren…
“ Deine Freuden, dein Leid, deine Erinnerungen und deine Ambitionen, dein Sinn von Identität, dein freier Wille sind nicht mehr als das Verhalten einer riesigen Menge an Nervenzellen und ihrer Moleküle“
Francis Crick, frei übersetzt
Harter Toback. Ich, Felix soll also nur das „Abfallprodukt“ meines arbeitenden Gehirnes sein? Und wo soll mein Ego sein, dass ich die letzten Jahre so fleißig gepflegt habe? ;)) Mhh, wirkt irgendwie spooky, oder? Ist unser „Geist“ und was wir „mentale Prozesse“ wirklich nur arbeitende Materie, etwas das Geräusch von Zahnrädern einer Maschine? Da haben sich schon viele schlaue Köpfe Gedanken gemacht und damit wir mitreden können, schauen wir uns besondere Exemplare mal an. Natürlich oberflächlich, ich bin ja kein Philosoph 😉
Plato und Decartes zum Beispiel hatten ein Problem den Körper als Maschine zu sehen (wobei es bei Plato noch gar keine Maschinen gab, schon hab ich mich geoutet ;). Die beiden können als Begründer des „Dualismus“ gesehen werden. Sie gingen davon aus, dass in unserem Körper eine „immaterielle Seele“ wohnt, welche gemeinsam, also dual existieren. Decartes war ein echter Spezi, er hat den Zweifel zu einer Wissenschaft gemacht. Worüber kann ich mir denn eigentlich wirklich sicher sein? Ist das, was ich erlebe wirklich real, woher weiß ich ob ich nicht gerade träume? Decartes war sicher, dass das Einzige, worüber wir wirklich sicher sein können, unser Verstand ist und so kam er zu seinem berühmten Satz: „Ich denke, also bin ich“ („Cogito, ergo sum“!, eignet sich gut zum klugsch***, dabei bitte Cogito nicht mit Capito verwechseln ;). Aber zu den Zweifeln an unserer Erkenntnisfähigkeit kommen wir später noch, bleiben wir mal beim Dualismus.
Der Haken an dieser Geschichte ist leider ein ganz schön großer. Wenn Seele und Körper „getrennt von einander sind“, wo ist dann die Verbindung? Wie lässt die Seele meine Finger auf die Tastatur einhauen, das es noch im Nachbarzimmer zu hören ist? Wenn mein Körper die Marionette meiner immateriellen Seele ist, wo sind dann die steuernden Fäden? Hunderte Jahre an Forschung haben diese Schnittstelle zwischen Körper und Geist nicht aufdecken können und trotzdem wird meine Tastatur weiter bearbeitet. Wie kommt´s?
Suchen wir vielleicht mit den falschen Mitteln? Ist unsere Wissenschaft einfach zu engstirnig? Das hat bestimmt was mit den Quanten zu tun!!! Die Quantenmechanik ist ein extrem komplexes Gebiet. Liebe Homöopathieliebhaber und Möchte-Gern-Physiker wie mich 🙂 Ich wage es erst gar nicht, die Welt der Quanten anrurühren, nur ein kleines Mini-Statement: Nach meinem (Laien-) Verständnis können wir das Materie-Geist-Problem leider nicht mit den Quanten erklären. Die Gesetze z.B. der „Gleichzeitigkeit“ eines einzelnen Quants, der zauberhafterweise an zwei Orten gleichzeitig zu sein scheint, gelten leider nur für den Mikrokosmos der Quanten. Wir Menschen, alleine eine einzige Körperzelle, jedes Molekül ist jedoch ein Riesenhaufen an Quanten und folgt daher anderen Gesetzen. Der Quantentrick kann einen Akademiker aber auch mal aus der Patsche helfen. Wenn du ein Wissenschafts-Nerd und Arzt bist (die genannte Person möchte lieber anonym bleiben 😉 und jemand dich besserwisserisch damit abwatscht, dass du als Wissenschaftler ja keine Ahnung von praktischer Medizin und dem wahren Leben hast, Aántworte ihm dann getrost, dass er ja auch von seiner „Materie“ keine Ahnung habe, wenn er kein Quanten-Physiker sei und nicht beim Teilchenbeschleuniger „Cern“ in der Schweiz arbeite. Nach der Logik müssten Grundlagenwissenschaftler ja Allroundgenies in Allem sein 🙂 Und weil wir jetzt schon die Abbiegung genommen haben, gleich noch eine zweite. Quanten sind auf den Körper bezogen, wie der Oberschenkelmuskel von Christiano Ronaldo, wenn wir gerade das gesamte Stadion umbauen wollen. Der Muskel folgt anderen Gesetzen, als die Statik und Akustik eines Stadions, auch wenn sie alle Teil eines rieeeesiigen Systems Fussball sind:) Ok, zurück zur Hauptstraße….
Das Körper-Seele-Problem kann uns ganz schön Kopfzerbrechen verursachen, das hat es bei mir die letzten 20 Jahre auch :/ Zeitverschwendung? Wenn du mich fragst, können wir es getrost ins Bücherregal bei den Mythen einsortieren… Es kann als „All-In-One-Lösung“ leider nicht unseren komplexen Körper erklären :/
Aber wie entsteht unser Geist und unser Mentaler Zustand denn dann? Ist unser Gehirn einfach ein Computer? Schaffen wir uns alles auf die Festplatte? Kann unsere Hardware die Software erklären, ein guter Prozessor und Speicher machen eine gute Software aus? Es ist leider nicht ganz so einfach… Wir können nicht einfach den besten Prozessor und die größte Festplatte kaufen und davon ausgehen, dass unser Windows-Betriebssystem eine gute Performance darauf hinlegt. Dennoch sind sie miteinander verknüpft und haben einen Einfluss aufeinander. Noch besser, unser Gehirn arbeitet wie ein superrobuster Mega-Computer, dadurch dass die Nerven-Netzwerke parrallel und synchron den Input aus der Außenwelt bearbeiten und turboschnelle Handlungen möglich machen. Da sind wir ja wieder beim Dualismus, diesmal nur zwischen Hardware und Software. Ist damit die Arbeitsweise unseres Gehirnes entschlüsselt? Keinesfalls. Es bleibt das größte Wunder-Netzwerk der Natur! Dennoch hilft uns die Vereinfachung der Abläufe, uns ihm zu nähern.
Hast du schon mal vom Panpsychismus gehört. Es könnte dir jetzt zu abgedreht werden, dann gehe einfach zum nächsten Absatz über, ich hab dich vorgewarnt 😉 Sam Harris ist ein amerikanischer Neurowissenschaftler, Philosoph und ein Mentor von mir, er weiß nur noch nichts von seinem Glück. Er erforscht die Idee, dass jedes Teilchen im Universum geistige Eigenschaften besitzt. Ein Wasserstoffatom (H2) und ein Sauerstoffatom (O2) haben komplett unterschiedliche Eigenschaften als das daraus resultierende Wasser (H2O). Sam Harris ist zu 50% davon überzeugt, dass alles im Universum „ein bisschen“ Bewusstsein besitzt und umso komplexer dieses Etwas (z.B. der Mensch) wird, je ausgeprägter wird das Bewusstsein. Das Bewusstsein wäre also eine Art Naturerscheinung, wie die Schwerkraft… Die anderen 50% von Sams Vermutung ist, dass unser Bewusstsein ab einer gewissen Stufe der Evolution entsteht (Stein = Unbewusst, Tier = Bewusst, Ich = Selbstbewusst 😉 Who knows 😉
Oh mann, ist das abgefahren, das hat ja gar nichts mit dem Leben zu tun?? Stimmt nicht ganz! Es ist wirklich abgefahren, aber ich halte es für einen Gedanken wert. Warum?? Nutze den Einführungskurs der Waking Up App von Sam Harris und du weißt, was ich meine. Es würde hier sowas von den Rahmen sprengen 😉 Ok, genehmige mir einen kurzen Teaser. Wenn du es schaffst, dein Bewusstsein („Consciousness“) in deinem Alltag als Grundlage deines Lebens zu sehen, dann sind Empfindungen („Sensations“), Gedanken („Thoughts“) und Gefühle („Feelings“) wie Geräusche und Gerüche, sie erscheinen in deinem Bewusstsein, du nimmst sie wahr und dann verschwinden sie wieder, von ganz alleine. Ist das nicht magic 😉 So wird beispielsweise dein Schamgefühl zu einem kurzen Alarmzeichen in deinem Bewustsein. Mit der Meditationspraxis und einem ruhigen Gemüt kannst du dabei zusehen, wie es wieder verschwindet, wie Gerüche oder Geräusche. Alles hat seine Halbwertszeit!!! Das Geniale daran ist, dass du nicht zur „Scham“ in Person wirst, sondern es taucht in deinem Bewusstsein auf, wie ein Sonnenauf- oder -untergang. So, genug geteasert, Prost 😉
Im Beitrag, wie unser Gehirn funktioniert haben wir ja gesehen, dass unser Gehirn aus Netzwerken besteht. Es ist zudem hierarchisch gegliedert. Nicht jede kleine Nervenzelle (Neuron) muss beim Großen Ganzen mitreden. Wenn du diese Zeile liest z.B., dann sind unzählige Neuronen in deiner Sehrinde aktiv. Zuerst fällt das Licht deines Bildschirmes auf unsere Netzhaut (Retina), dann gehts in das „Tor zum Bewusstsein“ unserem Thalamus mitten im Hirn und dann direkt in die Sehrinde. Diese Neurone sind in mehreren Schichten angeordnet (V1-V4). Es gibt in der ersten Schicht (V1) spezialisierte Neuronengruppen für Striche, Kreise und viele weitere Formen.
Ich will dich hier nicht zum Experten für die Verarbeitung „visueller Reize“ machen, sondern dir nur die Verarbeitung zeigen. Sie kommt von der Netzhaut, oder der Hörschnecke und wird dann in die „höheren“ Netzwerke unserer Großhirnrinde weiter geleitet. Das nennt man „Buttom-Up-Regulation“. Der Reiz kommt von außen und geht dann nach oben ins Gehirn 😉 Das kennst du schon und du fängst an zu gähnen. Gut. jetzt wird es spannend 😉 Gleichzeitig findet eine „Top-Down-Regulation“ statt, was bedeutet, dass wir unsere Wahrnehmung beeinflussen. Ein Beispiel gefällig?
Na, welches Quadrat ist heller. Das kennst du schon aus dem Beitrag über die Gehirnfunktion? Dann sorry. Falls nicht. A sieht dunkler aus als B, da unsere Glaubenssätze (Concepts) davon ausgehen, dass der grüne Becher einen Schatten auf das Quadrat wirft. A und B sind aber gleich hell 😉
Was ist denn nun real? Ist unsere Wahrnehmung reine Halluzination? Nein. Wir sehen schon das, was ist, unser Gehirn optimiert nur zusätzlich unsere Wahrnehmung, damit wir schneller sind. Das ist die „Top-Down-Regulation“….
Wir können uns auch einfach darauf einigen, dass unser Gehirn zu komplex ist und dass wir einfach nicht genau wissen, wie es funktioniert. Nur sobald wir eine „Fehlfunktion“ bemerken, wäre es ja schon gut etwas darüber zu wissen…
„Realität ist das, was nicht weg geht, wenn du aufhörst daran zu glauben“
Die Quelle finde ich gerade nicht 😉
Mein Fazit:
Ich denke, dass die Materie die „Hardware“ allen Lebens ist und das daraus das Betriebssystem unseres Denkens entsteht. Aus eins wird zwei! Wir wissen nicht zu 100% wie das Gehirn funktioniert, dennoch haben wir schon so eine Ahnung, dass es unser Leben bereichern kann. Unser Gehirn ist ein Vorhersageorgan, das unser Überleben sichert! Es denkt dabei meist logisch, vom Verstand, dem sozialen Umfeld oder vom Körperbewusstsein her. Manchmal führt es uns aber in die Irre, insbesondere dann, wenn unser Turbo-Zeitalter ihm nicht genug Spielraum für Anpassung lässt. Standst du schon mal vor einem verzerrenden Spiegel? Was würdest du sagen, wenn unser Gehirn ständig Verzerrungen produziert (engl. „bias“) und was wenn wir anfangen, diesen auch noch hinterher zu laufen und eine Lebensaufgabe aus einer „Illusion“ machen? Das wäre fatal, nicht wahr? Na dann hat sich dieses Kapitel ja vielleicht doch noch ein klein wenig gelohnt. Aber beim nächsten geht die Post ab, versprochen 😉
Danke für deine Geduld, in diesem Beitrag habe ich dein Vertrauen ganz schön strapaziert aber ich hoffe, du verstehst warum 😉
Bleib wach, bleib interessiert und dabei locker 😉
Dein Felix
Siehe auch:
Bücher:
Buch „Wie das Gehirn die Seele macht“ von Gerhard Roth
Buch „Waking Up“ von Sam Harris
Buch „Quanten sind anders“ von Thomas Görnitz
App:
Videos:
Michael Sandel – Havard-University – Justice – Vorträge
Podcasts: