Die Tugend, die einsame Insel und das Vertrauen

Stell dir vor, wir sitzen gemeinsam in einem Rettungsboot, der Schlafmangel nagt an unserer Laune und auf einmal sehen wir die rettende Insel 🙂 Sie ist sehr groß, teilweise gebirgig und mit traumhaften Stränden und den schönsten Palmen, die du dir vorstellen kannst. In unserer Gruppe aus 10 Leuten kommt eine Diskussion auf, wie wir an Land vorgehen wollen und was unser Plan ist. Du merkst, dass die Gruppe dabei ist, sich in zwei Lager auf zu teilen. Ein Mitstreiter, der Sepp will in die Berge. Dort kennt er sich aus und er ist davon überzeugt, dass wir dort am besten überleben können. Ein anderer, sagen wir er heißt George will unbedingt zu den Stränden. Er hat sich in die Palmen verliebt und möchte dort mit euch Hütten aus Palmwedeln bauen und überleben. Das Krakseln in den Bergen ist George viel zu anstrengend. Wem vertraust du dich an? Du musst schnell und aus dem Bauch heraus entscheiden, für ein ruhiges Abwägen der Pros und Contras ist keine Zeit….

Ok, lass mich raten. Du gehst bei Sepp mit? Bist du denn verrückt, in die Berge zu gehen, wenn die Traumstrände vor deinen Füßen liegen?? Du hast ihn auf dem Boot als angenehmen Menschen wahrgenommen, der immer ruhig bleibt und dabei respektvoll mit den anderen umgeht. Du hast das Gefühl, dass er weiß, wovon er spricht und sein Plan wirkt irgendwie solide. Bei George klingen die Strände natürlich allzu verlockend und Hütten aus Palmwedeln bauen klingt auch wunderschön. Warum also gehst du mit Sepp mit? George ist ein Lebemann, er klopft seit ihr auf dem Boot seid gerne Sprüche auf Kosten der Anderen und ist ständig am Nörgeln oder er weiß alles besser.

Du gibst also Sepp einen Vertrauensvorschuss. Schließlich kann er sich in den Bergen ja noch als waschechter Volldepp entpuppen. Aber das glaubst du gerade eher nicht. Wie kommt es, dass wir so vertrauenswürdig sind? Evolutionär gesprochen ist das Vertrauen in unsere Mitmenschen ein riesiger Überlebensvorteil. Hätten unsere Vorfahren nicht einander vertraut, würden wir nicht hier sitzen. Anders herum formuliert. Wenn Sepp das Vertrauen der Gruppe missbrauchen würde, dann wäre es schnell aus mit seiner Anführer-Dasein.

Also gut, Ende der Geschichte 🙂

Fragst du dich auch manchmal, wie du zu einem Sepp werden kannst oder nerven dich deine eigenen „George-Allüren“ auch gelegentlich? Du willst auch von deinen Mitmenschen respektiert und geschätzt werden, deine sozialen Muskeln weiter trainieren und ein „authentischer Mensch“ sein? Wie kann das gehen, wie können wir an uns arbeiten, dass wir über uns selbst hinaus wachsen?

Da sind wir schon bei den Tugenden und da müssen wir uns mit Benjamin Franklin beschäftigen. Er war Wegbereiter der Unabhängigkeit der USA, Erfinder des Blitzableiters und ein Pfunds-Kerl, den alle liebten. Wie hat er das angestellt? Benjamin hatte eine eine Liste von 13 Tugenden, von denen er jede Woche eine sich bewusst vornahm:

  1. Enthaltsamkeit: Esse und trinke nicht bis zur Dumpfheit
  2. Schweigen: Spreche nur, wenn es den anderen gut tut und wechsel nicht das Thema
  3. Ordnung: Alle deine Dinge haben ihren Platz. Alle deine Unternehmungen haben ihre Zeit.
  4. Entschlossenheit: Nehme dir vor, was zu tun ist und führe es aus!
  5. Sparsamkeit: Verschwende nichts und tue dir selbst und anderen Gutes.
  6. Fleiß: Verliere keine Zeit, beschäftige dich stets mit Nützlichem, entferne unnötige Aktionen.
  7. Aufrichtigkeit: Verwende keine schädlichen Täuschungen. Denke unschuldig und gerecht. Wenn du sprichst, dann rede entsprechend.
  8. Gerechtigkeit: Du tust nichts Falsches, indem du Nachteile beseitigst oder Vorteile unterläßt, die deine Pflicht sind.
  9. Mäßigung: Vermeide Extreme. Lasse keine Verletzungen zu, auch wenn du glaubst das andere sie verdienen.
  10. Reinlichkeit: Erlaube dir keinen Schmutz an Körper, Kleidung oder deinem Zuhause
  11. Innere Ruhe: Verwende selten „Gifte“, und falls doch, nur für die Gesundheit oder deine Nachkommen; niemals zu Dumpfheit, Schwäche oder der Verletzung des eigenen oder fremden Friedens oder Rufes.
  12. Gelassenheit: Lasse dich niemals durch Kleinigkeiten oder durch gewöhnliche oder vermeidbare Unfälle aus der Ruhe bringen.
  13. Bescheidenheit & Demut: Imitiere Jesus und Sokrates.

Warum sind unsere Tugenden denn so verpönt? Führst du ein tugendhaftes Leben? Du denkst vielleicht, dass du ja nicht Jesus bist. Also, warum auch? Das klingt eh alles viiieeeel zuuuu anstrengend.

Ok, dann lass dich mal überraschen 😉

Ich habe mich vor etwa einem Jahr entschlossen Benjamin Franklin in den stillen Kreis meiner Berater aufzunehmen und seitdem übe ich mich hin und wieder in den 13 Tugenden. Dabei hat mir ein Trick besonders geholfen, er klingt zu billig, um wahr zu sein. Bei mir hat er funktioniert 😉 Also, wenn du morgens aus dem Bett aufstehst, ist das erste, dass du das Bett richtest, dein Kissen und deine Decke schön hinlegst! Waaaaas, jetzt ist der Felix ja völlig übergeschnappt… Nicht ganz. Wenn du deinen Tag geordnet angehst, wirst du spüren, welche Kraft darin steckt. Du schaffst viel mehr und bist viel produktiver, wenn das Chaos bei dir keinen Platz hat. Schau dir mal meinen Beitrag zum Dopamin an, dann weißt du warum 😉 Nur so viel, Rituale sind Dopamin-Spender!

„Schwere Entscheidungen, einfaches Leben. Leichte Entscheidungen, hartes Leben“

(Jerzy Gregorek)

Wenn du etwas vorhast und du möchtest, dass deine Liebsten dich begleiten, dann werde authentisch. Höre mit der „Flunkerei“ auf und sage, wenn dir etwas in die Hose gegangen ist. Das ist vertrauensfördernd und du stößt dich selbst von deinem selbstherrlichen Thron, der viel zu viel Schatten wirft, das ist aber wieder ein anderes Thema. Sei aufrichtig mit jeder einzelnen Faser deines Körpers und verkaufe deine Würde an NIEMANDEN!!!! Dann wird sie zu deiner Superpower. Wenn du davon überzeugt bist, dass deine Gruppe einen anderen Weg einschlagen soll, dann versetze dich in die Schuhe von Sepp und sei ehrlich DU!!!

Wir Menschen haben seit ca. 200.000 Jahren mit Spinnern, Quacksalbern, Schwätzern und Toxikern zu tun. Wir haben Antennen dafür, unser Bauchgefühl sagt uns, dass etwas nicht stimmt. Nutze dies und lass dein „Körperbewusstsein“ dein ständiger Begleiter sein.

Weißt, du wofür wir noch Antennen besitzen? Für das Warum eines Menschen! Hähh??? Ich erkläre es dir 😉

Schau dir mal diesen Kreis an und gehen wir noch einmal zurück ins Rettungsboot und zu unserer Entscheidung, ob wir Sepp in die Berge oder George unter die Palmen folgen wollen…

Die WAS-Frage hilft uns konkret nach zu fragen, was Sepp und George jeweils vorhaben. Sie bildet die Schale der Zwiebel und ist immer gut, wenn wir inhaltlich etwas besprechen wollen. Die WIE-Frage geht schon tiefer und möchte die Art und Weise erkunden, mit der Sepp und George unser Überleben sichern wollen. Hier geht es um das Know-How und um grundlegende Mechanismen. Kommen wir zur WARUM-Frage. Sie ist der Knaller, denn sie lässt uns so schnell nackt da stehen. Warum liest du gerade diesen Beitrag?? *Ähh, am Kinn kratz* Aus Mangel an Alternativen 😉 Warum will Sepp uns in die Berge führen? Hat er wirklich ein Interesse an unserem Überleben? Warum will George sein Palmen-Imperium aufbauen, damit es allen gut geht oder damit er einem „Traum“ nachträumen kann, auf unsere Kosten? Merkst du, dass die Warum-Frage enorme Kraft besitzt? Glaubst du mir jetzt folgenden Satz?

Menschen überzeugt das WARUM du ihnen gerade diese Lösung anbietest und nicht das WAS!

„People dont buy what you do, they buy why you do it“

(Simon Sinek)

Schau dir mal das Ted-Video von Simon Sinek an (s.u.), dann weißt du, was ich meine 😉

Zum Abschluss noch ein kleines Plädoyer für die Dankbarkeit. Wenn du es schaffst, sie zu kultivieren, dann wirst du wahrhaftig glücklich 😉

Mein Fazit:

Deine Körperhaltung wird dein Leben genauso beeinflussen, wie deine mentale Haltung. Gehe aufrecht durch dein Leben und stecke nicht den Kopf in den Sand. Prüfungen sind zum Wachsen da! Gehst du gebeugt durchs Leben, wirst du Rückenprobleme bekommen, ist deine „mentale Einstellung“ verrutscht, dann bekommst du vielleicht irgendwann einen seelischen Bandscheibenvorfall… Die tugendhaftesten Menschen sind die leisen unter uns, wer vom Verlust der Tugenden herum schreit, sollte erst einmal persönlich Bekanntschaft mit Benjamin Franklin machen (im übertragenen Sinne natürlich).

Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, bleibe aufrichtig und genieße diese Superpower 😉

Danke für deine Zeit!


Dein Felix

Siehe auch:

Ted-Talk von Simon Sinek über den Golden Circle

P.s. Hier hast du 18 Ideen, wie du deine Umwelt bereichern kannst 😉

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